Samstag, Dezember 31, 2005

Zum Jahresende (von Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz)

Heute geht das Jahr zuende, und obwohl Silvester ein sehr willkürlicher Einschnitt in das Kontinuum Zeit ist (wie bereits hier von einem klugen Menschen angemerkt), kann man es trotzdem kaum vermeiden sich Gedanken zu machen...
Was will ich nächstes Jahr besser machen, was soll sich alles ändern, was will ich endlich erreichen...
Dazu der einfache Denkanstoss: Was die letzten drei Jahre nicht geklappt hat, wird auch dieses Jahr nicht klappen ! Denn warum sollte es jetzt plötzlich funktionieren den Vorsatz umzusetzen ?
Daher lieber neue, vernünftige und realisierbare Vorsätze fassen wie:
  • ich will nur noch guten französischen Rotwein trinken
  • ich will weniger arbeiten (nehmen Sie sich ein Beispiel an mir !)
  • ich schaue mir regelmässig Sarah Kuttner auf Viva an
  • ich will ein kreatives Hobby pflegen (zum Beispiel bloggen)
Ein wunderbares Neues Jahr wünscht Ihnen Ihre
Gudrun Niedereder-Pochlowitz

Donnerstag, Dezember 29, 2005

Bloggen

Internet-Café betreten
Geld in Automat geworfen
Zettelchen ausgedruckt bekommen
an Computer gesetzt
Ticketnummer eingetippt

Internet Explorer geöffnet
in Blog eigeloggt
Neuen Post geöffnet
Nachgedacht

Ideen schwirren
Gedanken ballen sich
Entschluss kristallisiert
Losgetippt

Gedanken schweifen
Finger bewegen
Text erscheint
Fluss

Nachgelesen
Gefallen
Veröffentlicht

Ausgeloggt
Rausgegangen
Leben

Mittwoch, Dezember 28, 2005

Schnee

Wenn man jetzt aus dem Fenster schaut, oder noch besser im Freien unterwegs ist, stellt sich einem unweigerlich die Frage: Was ist eigentlich Schnee ? Poesiefeindliche Wissenschaftler vertreten schon seit Jahrhunderten die Behauptung es würde sich um gefrorenes Wasser handeln. Und sie konnten sogar eigentlich als moralische Instanzen geltende Wissenschaftler wie Christoph von der Sendung mit der Maus oder Peter Lustig dazu zwingen sich an dieser Verschwörung zu beteiligen.

Daher hier ein verzweifelter Versuch der Aufklärung: Bei Schnee handelt es sich um in den festen Aggregatzustand gewechselte Tagträume. Weil sich in der Winterzeit sehr viele Menschen in ihre Wohnungen zurückziehen und öfters vor sich hin träumen, wird die Atmosphäre von Tagträumen übersättigt, und sie fallen als Schnee aus. Dabei binden sie eine gewisse Menge an Wasser, die beim Schmelzen des Schnees, also bei der Rückwandlung der Tagträume in Gedanken zurückbleibt.
Und damit erklärt sich automatisch, warum Menschen sich so gerne im Schnee aufhalten: Sie nehmen so unbewusst an den Tagträumen anderer Menschen teil, was sich natürlich sehr positiv auf ihre Stimmung auswirkt.

Daher gilt jetzt: Computer ausschalten, warm anziehen und ab in den Schnee !

Donnerstag, Dezember 22, 2005

Fermeture annuelle


Dieser Blog ist für einen Weihnachtsurlaub geschlossen. Kurze Zwischenöffnungen nicht ausgeschlossen.

Alles schon mal da gewesen ? Das verfrühte Wort zum Jahreswechsel

Bei der völlig unübersichtlichen Menge von schriftlichen Veröffentlichungen - man denke nur an die Bücher, die über Jahrhunderte geschrieben wurden, und schliesse zur Vermeidung von traumatischen Schwindelanfällen das Internet mal kurz aus - ist zu erwarten, dass alles was man sagen will schon mal in nahezu perfekter Weise gesagt wurde. Und dass der eigene Versuch dagegen jämmerlich ausfällt.
Aber - und das ist jetzt eine schöne Rechtfertigung für diesen Blog - es ist nicht nur authentisch es dennoch selber zu versuchen (da spricht doch tatsächlich der Blogger persönlich), sondern diese perfekten Darstellungen sind im allgemeinen nicht auffindbar wenn man sie am dringensten benötigt. Hätte ich den folgenden Text gefunden, wenn ich nach einer Betrachtung zum Jahreswechsel gesucht hätte ? Sicherlich nicht.
Da kann man nun das schöne Wort Serendipity bemühen um die Tatsache zu beschreiben dass ich in dem bereits zitierten (und gelobten) Buch "Das Licht auf den Bergen" von Jón Kalman Stefánson eine schöne Betrachtung zum Jahreswechsel gefunden habe, und sie hier wiedergebe:
Das bringt mich auf komische Gedanken, etwa über den Jahreswechsel. Ein neues Jahrtausend, Bilanzen ziehen und viele Feierstunden. Aber worüber soll man überhaupt nachgrübeln ? Es gibt keine Jahreswechsel, sie sind Fiktionen. Es gibt nur die Zeit, die verstreicht. Jahre und Jahrhunderte sind Ideen, die wir der Zeit übergestülpt haben, damit ihre Größe und Unendlichkeit uns nicht lähmt, damit wir sie ertragen können.
Damit wir uns selbst in der unendlichen Weite der Zeit ertragen können.
Ich erstarre aber nicht in Ehrfucht, nehme mir selber meinen obigen Text zu Herzen und werde noch eine Neujahrsansprache verfassen. Versprochen.

Mittwoch, Dezember 21, 2005

Zertifiziert durch Honoré Balzac

In Paris kann man das Haus besichtigen in dem Honoré de Balzac von 1840 bis 1847 gelebt hat. Dort sind verschiedene Gegenstände aus seinem Besitz ausgestellt, so auch seine cafétière.
Und das macht den Besuch dann zu einem Erlebnis: Mit dem Anblick der Kaffeekanne konnte ich mir vor Augen führen wie Balzac dort bis zu 12 Stunden am Stück an seinen Romanen gearbeitet hat.
Eben dort hat er auch seinen Romanzyklus La Comédie humaine konzipiert, ein von seinem Umfang unglaubliches Werk, von dem er 88 der geplanten 137 Bänden realisieren konnte - dank dem Kaffee.

Auch wenn der Gesamtumfang dieses Blogs erst in sehr ferner Zukunft den Umfang eines einziges Romans von Balzac erreichen wird, gibt es doch eine wichtige Gemeinsamkeit: Auch dieser Blog entsteht mit Hilfe von Kaffee. Und daher trägt dieser Blog das Gütesiegel "méthode d'élaboration certifiée par Honoré Balzac".

Anmerkungen:
  1. Kleiner Einkaufstipp für alle legitimen Nachfolger von Balzac: Wohlschmeckender aromatisierten Kaffee (und viele anderen Köstlichkeiten) sind in diesem schnuckeligen Laden am Sendlinger Tor in München zu erhalten.

  2. Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz hat in Form einer Suggestivfrage darauf hingewiesen, dass dieser Blog auf eine Besessenheit des Autors von den Themen Frankreich und Kaffee hinweist. Die vorsichtige Anmerkung des Autor, dass bei aufmerksamen Lesen des Blogs noch etliche andere Manien auffallen, hat die angesehene Lebensberaterin dann mit einem Rückzug in ihren Schmollwinkel quittiert. Der Schmollwinkel ist in diesem Fall wahlweise das Kaminzimmer im Dachgeschoss ihrer Villa aus dem 19. Jahrhundert in München-Bogenhausen oder die Sitzecke unter der alten Eiche auf dem Seegrundstück ihres Ferienhauses in Gmund am Tegernsee. Das Chalet in Klosters hat bisher noch keinen geeigneten Raum, deswegen plant die erfolgreiche Buchautorin zu Zeit einen entsprechenden Umbau. Und in Grimaud kommt selbst dieses Mitglied der Münchner High Society nie in eine für den Schmollwinkel angemessene Geisteszustand sondern zieht bei ersten Anzeichen von Stimmungsverdüsterungen die Einnahme von deliziöses Speisen und Getränken in St. Tropez vor.

Dienstag, Dezember 20, 2005

Unerhofftes Wiedersehen

Und dann plötzlich: So lange nicht mehr gesehen, nur noch im Unterbewusstsein vorhanden, ab und zu kurz eine Erinnerung wie wenn die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos einen Fußgänger kurz erleuchten, der danach sofort wieder eins mit der dunklen Landschaft wird.
Und dann plötzlich: Die Person ist wieder da, in ihrer vollen Präsenz und Ausstrahlung. Und alle Erinnerungen sind wie nach einem schlagartigen Kulissenwechsel plötzlich da.

So ist es mir ergangen als ich mir den Film Faktotum im Kino angeschaut habe. Ein sehr zu empfehlender Film mit tollen Schauspielern (Matt Dillon, Lili Taylor...). Und dann taucht plötzlich in der kleinen Nebenrolle der Jerry (eines der Mädchen die bei Pierre wohnt) Adrienne Shelley auf.
Und da war sie - oder besser ihre Rolle Maria - aus dem Film Trust von Hal Hartley. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Und ich denke an die Szene in der Matthew Maria dazu bringt ihre Brille aufzusetzen bevor sie sich küssen. Oder ihre Reaktion auf seinen Heiratsantrag: I´ll marry you if you admit that respect, admiration, and trust equals love. Oder die ganzen anderen bizarren Dialoge aus dem Hartley-Universum. Und seit diesem Film von 1990 habe ich nichts mehr von Ihr gesehen....

Ich gebe zu das war eine etwas melodramatische Einleitung für die Tatsache daß eine Schauspielerin aus einem meiner Lieblingsfilme plötzlich vor mir auf der Leinwand erscheint. Andererseits für das Thema Kino eine voll und ganz angemessene Darstellungsweise !

Sonntag, Dezember 18, 2005

Lebkuchenhaus

Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs wurden Architekten zum Bau von Lebkuchenhäusern aufgerufen. In Stuttgart sind die Wettbewerbsbeiträge noch bis zum 22.12. im Haus der Wirtschaft zu sehen.
Natürlich haben sich die Architekten mit imponierenden Bauten überboten, hier zum Beispiel das Stuttgarter Kunstmuseum als Lebkuchenhaus:


Nur die Hexe wird vergeblich nach einer modernen, energiesparenden Alternative zu ihrem alten Lebkuchenhaus suchen. Wenigstens sind die Häuser nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltet - aber auch das alte Hexenhäuschen war schon komplett biologisch abbaubar.
So werden die üblichen Vorbehalte gegenüber Architekten wieder eher bestärkt. Und die Hexe wird mit ihrem alten Renault 4 zurück zu ihrem alten Häuschen in den Schwarzwald fahren und sich wieder richtig glücklich in ihrer schnuckelig eingerichteten Unterkunft fühlen. Nachdem die von zwei jungen Immobilienmaklern in den Umlauf gebrachten Gerüchte über ihren Versuch Kinder zu essen verstummt sind, kann sie sich wieder ungestört ihrem Hobby, der Gestaltung von tibetanischen Gebetsfahnen widmen.
Die zwei Immobilienmakler, übrigens Brüder, hatten auch bald gemerkt dass sie mit ihrer blühenden Phantasie mehr Geld durch Märchen schreiben als durch das Verunglimpfen von Immobilienbesitzern und anschliessender billiger Übernahme der Grundstücke verdienen können.
Die Hexe ist auf Märkten und Dorffesten im ganzen Umkreis ihres Heimatortes anzutreffen, dort verkauft sie ihre bekannten hausgemachten Lebkuchen.

Samstag, Dezember 17, 2005

Lebenshilfe mit Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz

Heute ein erster Gastbeitrag von Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz, eine Spezialistin für Lebensführung und Herausgeberin des Magazins "Stupefy your Life":

Ein einfaches und billiges Mittel für ein überlegenes Meistern des grausamen Alltag ist so eine Clownsnase (einfach auf die Nase stecken). Kommt der Chef in das Büro und nervt, wird man in der S-Bahn dumm angemacht, ist man auf dem Amt am verzweifeln - einfach die Nase aufsetzen und warten was passiert. Und das alles für den unschlagbaren Preis von 1,10 Euro !
Geheimtipp: Manchmal wäre es vielleicht doch ungünstig die Nase wirklich aufzusetzen. Es reicht aber auch schon die Vorstellung aus genau jetzt die Nase aufzusetzen um die Situation gelassen zu meistern und sich dabei köstlich zu amüsieren...

Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz wird in unregelmässigen Abständen Tipps in diesem Blog veröffentlichen

Freitag, Dezember 16, 2005

Café - nicht nur eine Frage des Geschmacks

Wenn ich einen guten Kaffee trinken will, dann ist dies kein italienischer Espresso, sondern ein café express.
Ob der mir wirklich besser schmeckt will ich gar nicht wissen, aber bei einer Tasse französischem Kaffee schwingt natürlich immer die Provence mit, ein sonniger, belebter Marktplatz,...
Daher noch einen Schluck aus der Tasse nehmen, frisch mit französischem Kaffee aus der hier abgebildeten Dose gemacht (Selbstimport). Mmhhh, Augen geschlossen, soll ich aufstehen und zum Meer gehen, oder mir vorher frische Oliven kaufen ? Oder mich einfach durch die Altstadt treiben lassen...


Donnerstag, Dezember 15, 2005

Ungedanken

Zeitungen wären besser als Fernsehen wenn sie auch bewegte Bilder hätten.

Keine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn, es sollte nur verboten sein zu rasen.

Ich bin für Parkverbote, nur will ich dort mein Auto abstellen dürfen.

Der Nahverkehr muss pünktlicher werden, und ausserdem hasse ich es wenn mir Busse vor der Nase wegfahren.

Warum fahren alle möglichst weit weg in den Urlaub - ich will in Australien keine Deutschen treffen !

Ich hasse die Leute deren Handy mitten - entschuldigen Sie, mein Handy klingelt !

Samstag abend ist der richtige Moment um vor dem Fernseher zu sitzen - und nicht um mir einen Platz im Kino streitig zu machen !

Individualität ist meine herausragende Eigenschaft - könntest Du mir mal den letzten Harry Potter leihen ?

Blogs die keinen interessieren sollten gelöscht werden.






Mittwoch, Dezember 14, 2005

Hexe

Jaul spring hechel
sabber winsel lauf
bringt das Stöckchen, schlafen
Caesar Schmackos schnauf

Körbchen Leine kraulen
schwanzwedeln schlabbern Fell
jucken Decke lauschen
Fernsehn Zecke bell

Knurr stups witter
warten Küsschen freu
seufz Freund schwimmen
kuscheln jagen treu

Dienstag, Dezember 13, 2005

Im WWW - Winter-Weihnachts-Welt

Auch nach sehr frühzeitiger und ausreichender Impfung mit Spekulatius und Lebkuchen (Schluckimpfung) bereits Ende September, trotz der erbaulichen Lektüre von konsumkritischen Artikeln über das Ende das wahren Weihnachten - der Wirkung von Weihnachtsmärkten kann ich mich nicht entziehen. Auch wenn ein Weihnachtsmarktbesuch eines innerstädtischen Weihnachtsmarkts eine vorübergehende Linderung der Symptome bewirkt - als Therapietage sind vor allem die Wochenenden zu empfehlen - der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Esslingen zieht mich unweigerlich in seinen Bann.
Und da wird mir endlich klar: Das hat mit Dunkelheit, Kälte, stimmungsvoller Beleuchtung, also Romantik, mit guten Essensdüften und nicht zuletzt mit der Aussicht auf Glühwein zu tun, und weniger mit Weihnachten. Deshalb sind auch Therapieansätze mit Weihnachtsgebäck nach dem letzten Freibadbesuch völlig falsch. Es wurde noch kein wirksames Gegenmittel gegen Winterromantik entdeckt ! Deswegen werde ich mich wie auch heute weiterhin dieser Infektion beugen - wenn nur nicht alles schon am 24.12. vorbei wäre !

Montag, Dezember 12, 2005

Von blauen Pferden zu bunten Löwen

Eine erschreckende Impression vom Wochenende:
In der Stadt der blauen Pferde wimmelt es von schreiend bunten Löwen ! Um es vielleicht besser auszudrücken: Die Löwen können die lächerlichen "Outfits", mit denen sie sich auf die Strasse wagen müssen, kaum ertragen, sie schreien also genaugenommen gar nicht, sondern versuchen im Gegenteil möglichst wenig aufzufallen.
"Hoffentlich sieht mich keiner der mich kennt ! Hoffentlich sieht mich keiner der mich kennt ! " ist ihr Mantra. Vergebens ! Auf der wunderbaren Website parade der geschmacklosigkeiten sind sie alle abgebildet, vollständig dokumentiert und einer Abstimmung unter den Kriterien "einfach nur häßlich" bzw. "Löwe mit dem verstörendsten Gesamtkonzept" unterworfen. Bald wird man die Löwen in einem langen Defilé Richtung Haus der Kunst ziehen sehen, wo sie sich in den Eisbach stürzen. Sie glauben nämlich auch die Legenden über die Lemminge und halten das für eine ihrer Situation angemessene Reaktion.
Aber keine Angst: Nach kurzer Strecke im Bach wird ihnen schon zu kalt werden, sie werden hinausspringen und sich am Weihnachtsmarkt am Chinesischen Turm mit Glühwein wieder aufwärmen sowie zu einer positiven Lebenseinstellung finden. Daraufhin werden sie ein Wellness-Hotel eröffnen und Kurse zu dem Thema "ich finde mich schön so wie ich bin" anbieten.

Kleine Anmerkung am Rande: Wenn schon Wappentiere aus der Familie Felidae, dann bevorzuge ich in der Stadt der blauen Pferde die weiß-blauen Löwen !

Freitag, Dezember 09, 2005

Bei den blauen Pferden

Dieses Wochenende werde ich mich unter anderem bei den blauen Pferden* aufhalten, und mich damit zu einem sehr beliebten Ort begeben**.
Die Szenen die sich bei Gemäldeausstellungen in den Sälen abspielen nachdem sich die Türen hinter den letzten kunstbeflissenen Bildungsbürgern geschlossen haben sind vielleicht sogar interessanter als die auch nicht zu verachtende Mischung aus Selbstdarstellung und Ehrerbietung mit der man während den Öffnungszeiten unterhalten wird. Werden sich die blauen Pferde in einer einzigen Herde versammeln, feiern sie jeden Abend das große Wiedersehen, nachdem sie jahrzehntelang über der ganzen Welt verstreut waren ? Und müssen die Angestellten die morgens nach durchfeierter Nacht völlig verschlafenen Pferde mit viel Überredungskunst dazu bringen, sich in der richtigen Pose in den richtigen Rahmen zu stellen ?


* Für die blauen Pferde Zeitskala auf 1911 schieben
** Dank kein einzelfall habe ich erfahren dass dieses Bild bei bei der von Harald Schmidt ausgerufenen Wahl des Lieblingsbilds der Deutschen Platz 5 belegt hat.

Donnerstag, Dezember 08, 2005

Die Masse machts ?

Sir Francis Galton war 85 Jahre alt als er auf einem Viehmarkt folgende statistische Untersuchung durchführte: Die Besucher konnten in einem Wettbwerb das Gewicht eines Ochsens schätzen. Der Mittelwert der 800 Schätzungen lag nur knapp neben dem richtigen Gewicht. Damit war (entgegen der eigentlichen Intention von Francis Galton) gezeigt dass die Masse intelligenter war als der einzelne.

Nachdem meine bisherigen Posts einen gewissen Elitismus zeigen muss ich mich daher bei der M*A*S*S*E entschuldigen - sie ist vielleicht wirklich besser als angenommen ! Die Annahme dass heterogene Gruppen klüger sind wird auch von Organisationstheoretikern vertreten.

Das führt mich zu folgender Überlegung: In Bibliotheken sind sehr viele Bücher versammelt. Viele sind wirkliche Spezialisten auf ihrem Fachgebiet, die Kinderbücher sind weniger theorielastig, manche Bücher sind schon etwas altersstarrsinnig und wollen weiterhin längst überholte Theorien verbreiten. Diese Bücher sind natürlich mit permanenter Kommunikation beschäftigt, selbst die fremdsprachlichen Bücher können mit Hilfe der als Dolmetscher agierenden Wörterbücher mitwirken. Dass die gemeinsame Meinung aller Bücher dann eine hochwertige Aussage ist sollte klar sein. Ich will aber eher auf folgendes hinaus: Jedes Buch lernt in den langen Nächten in den Bibliotheken viel dazu ! Da das Diskutieren, Philosophieren und Erzählen die Hauptbeschäftigung nach den Öffnungszeiten ist, weiss jedes Buch viel mehr als das was in ihm geschrieben steht, es kann auch ein Spezialist auf einem ganz anderen Gebiet geworden sein (wenn z.B. ein Kochbuch für Kartoffelgerichte die Nächte regelmässig mit der Werksausgabe von Wittgenstein diskutiert).

Daher der folgende Ratschlag: Ein Buch unter das Kopfkissen zu legen hilft zwar nicht unbedingt viel um den Inhalt des Buches zu lernen, wenn man aber mindestens zwei aus einer gut sortierten Bibliothek ausgeliehene Bücher unter das Kopfkissen legt, nimmt man im Schlaf unbewusst die leisen, aber lebhaften Diskussionen der Bücher auf und hat am Morgen viel gelernt - auch wenn man vorher natürlich nicht weiss welches Thema gerade angesagt ist.

Mittwoch, Dezember 07, 2005

musikfreie Musiksender

Gerade durch die Fernsehprogramme gezappt, und mal wieder über die Musiksender geärgert: Da kauft MTV den Sender Viva auf, ich kann nun 4 Musikprogramme der gleichen Firma empfangen, aber tatsächlich kommt im Moment auf keinem der Sender Musik ! Da gibt es dümmliche Ratesendungen zum Mitmachen, Reality-Shows, Sendungen über Möchtegern-Promis, infantile Unterhaltungssendungen - und die Musik kommt nur in den Klingeltonwerbungen vor.

Also Fernseher ausgeschaltet, CD eingelegt (mal wieder die Stars) und an die gute alte Zeit gedacht... Das ursprüngliche Viva 2, ich erwähne nur mal das unerreichbare Zwobot. Oder um noch tiefer in der Vergangenheit zu graben, wer erinnert sich noch an Offbeat auf Tele 5 Ende der 80er Jahre ? Mein Lieblingsmoment: Susanne sagt zu Blixa Bargeld: Du erinnerst mich an meinen Deutschlehrer. Antwort Blixa: Ich bin die Reinkarnation deines Deutschlehrers.

Ich will aber nicht behauptet das immer alles schlechter wird, dank Motor FM kann ich wenigstens seit neuestem wieder Radio abseits der Einheitsmusik und der penetrant lustig sein wollenden Moderatoren hören.

Dienstag, Dezember 06, 2005

Keine Nikolausgeschichte

Heute in der Zeitung eine Geschichte zum Nikolaus gelesen. Mir gedacht das wäre doch ein netter Eintrag für den heutigen Blog. Es ging wohl um den dänischen Nikolaus, dessen Rentier gestorben war, nachdem es durch zwei Tiefflieger erschreckt worden ist. Das neue Rentier ist noch nicht genug trainiert, daher fällt Weihnachten dieses Jahr in Dänemark aus.
Jetzt würde mich das doch nochmal genauer interessieren. War das nicht vielleicht doch der schwedische Nikolaus ? Ich habe aber an der S-Bahnstation die Zeitung in den Müll geworfen, dabei strengstens auf die Mülltrennung geachtet und den blau umrandeten Schlund gewählt - ein Sätze und Worte verschlingendes Monster mit endlosem Appetit auf Semantik. Sein besonderes Faible sind aber Accents, wie gerne würde es auf einem französischen Bahnhof stehen ! Aber in Deutschland wird es wenigstens satt, wird fleissig gefüttert. Zu Weihnachten werde ich ihm eine französische Zeitung kaufen, eine extra dicke Weihnachtsausgabe, da wird es auf den Accents herumlutschen und vergnügt mit den Augen rollen. Und wenn die letzte S-Bahn abgefahren ist, der Bahnsteig leer und ausgestorben daliegt, kann man eine tiefe Stimme hören, die "la Mer" von Charles Trenet intoniert. Und zusammen mit seiner Freundin, dem Altglasbehälter, lutscht er die verbliebenen Tropfen aus einer billigen Flasche Rotwein, die der letzte Fahrgast achtlos weggeworfen hat, und sie träumen von einem neuen Leben auf dem Place Amélie Pollonnais in Villefranche-sur-Mer.

Montag, Dezember 05, 2005

Joyeux Anniversaire macareux !

Heute ist dieser Blog tatsächlich eine Woche alt geworden. Die ersten sieben kritischen Tage sind überstanden, und ich schreibe immer noch.

Deswegen wird jetzt der Rechner runtergefahren, eine gute Flasche Rotwein geöffnet und auf weitere wunderbare Wochen angestossen. Santé !

P.S.: Eine schöne französische Seite über Papageientaucher.

Sonntag, Dezember 04, 2005

Sonntag Top 3

Das Wort am Sonntag: Meine persönlichen Sonntag Top 3:
  1. The Sundays
    Diese Gruppe veröffentlichte Anfang bis Mitte der 90er Jahre wunderbare Platten. Wer sie einmal live gesehen hat wird es nie vergessen.

  2. Morrissey: Everyday is just like Sunday
    Das ultimative Lied über öde Sonntage.

  3. The Orchids: Long Drawn Sunday Night
    Ein Gruppe vom Sarah-Label, typischer jingle-jangle Pop.
Sind Sonntage englisch ? Man könnte es fast meinen !

Samstag, Dezember 03, 2005

When you have nothing left to burn -

- you have to set yourself on fire. Dieser Satz ist als erstes auf der wunderbaren CD "Set yourself on fire" der Stars zu hören - die Gruppe über deren Live-Qualitäten ich mich schon begeistert geäussert habe. Und diese CD erfüllt alle Erwartungen die man nach dem Lesen ihrer Kritiken haben könnte.

Perfekte P*O*P-Musik, und davon kann zumindet ich nie genug bekommen.

Warum sind viele Leute bereit umso mehr Geld für Konzerte auszugeben je älter, abgenutzter und irrelevanter die Musiker und ihre Musik geworden sind ? Man muss sich nur anschauen was für nächstes Jahr bereits wieder für Konzerte zu horrenden Preisen angekündigt sind. Haben sie Angst zu entdecken dass es noch ganz andere Musik jenseits des beschränkten von allen Kanten und Ecken befreiten Massengeschmack gibt ?

Freitag, Dezember 02, 2005

Ein No-Thema: Fernsehen

Wenn man sich mit dem Fernsehen untern anderen Aspekten wie Untergang der abendländischen Kultur, Indiz für die geistige Rückentwicklung und ähnliches beschäftigt, hat man schon an Status verloren. Trotzdem ist mir das Thema Fernsehserien ein paar Zeilen wert.

Meine absoluten Lieblingsfernsehserien sind (neben dem bereits gehuldigten aber noch viel öfters zu preisenden München 7):
  • Twin Peaks
    Eigentlich reicht es hier schon zu erwähnen dass die Serie von David Lynch gedreht wurde. Eine ganze Serie im unheimlichen Universum der Herrn Lynch.

  • Ausgerechnet Alaska
    Eine sehr schräge Fernsehserie über ein Dorf in Alaska, mit tollen Figuren, obskuren Geschichten.

  • Akte X
    Die Serie lebt hauptsächlich von ihren zwei Hauptfiguren Mulder und Scully, die Geschichten sind aber auch immer hinreichend abstrus. Auch unterhaltsam wegen der oft nicht sehr zwingenden Logik - Mulder weiß oft schon nach 5 Minuten mit was für einem Phänomen er es diesmal zu tun hat.
Ist es ein Qualitätsmerkmal wenn eine Serie (fast) nie wiederholt wird ? Man kann den Eindruck gewinnen.

Jetzt zu den peinlichen Geständnissen:
  • St. Tropez
    Die Serie spielt (wie der deutsche Name schon sagt) in St. Tropez, eigentlich schon Grund genug ! Tolle Villen, schöne Aufnahmen der Stadt, und schön trivial: Selbst die kompliziertesten Verwicklungen werden in Sous le Soleil (Originaltitel) in einer Folge aufgelöst.

  • Desperate Housewives
    Wegen Teri Hatcher...
Natürlich gab es noch viele andere gute Serien (Kir Royal, The Singing Detective, ..), aber ich schaue dann doch viel zu wenig Fernsehen um überhaupt alle aktuell laufenden Serien wenigstens einmal gesehen zu haben (verzweifelter Versuch der Rehabilitation).

Donnerstag, Dezember 01, 2005

Der Abspann

Kann man Menschen danach beurteilen, ob sie im Kino beim Abspann sitzenbleiben ? Aber selbstverständlich !

Wenn Zuschauer sitzenbleiben weil sie erfahren wollen wo der Film gedreht wurde oder von wem die Musik war - das ist ja schon mal was. Aber wenn sie tatsächlich erstmal bleiben weil sie noch einen Moment dem Film nachfühlen wollen, weil sie nicht den Zwang spüren das was der Film bei Ihnen bewirkt hat sofort im lauten Gedränge und Verkehrslärm abschütteln zu müssen - mit solchen Menschen bin ich gerne im Kino. Die anderen sollen in den Kinofabriken bei Hollywood - Massenprodukten gerne unter sich bleiben !

Aktuelles Kinoerlebnis: Das zweite Leben des Monsieur Manesquier. Mit zwei beeindruckenden Hauptdarstellern - auch wenn man das bei Johnny Halliday nicht recht glauben mag.

Mittwoch, November 30, 2005

Was ist die Zeit ?

...der Fluss strömt in der Ferne dahin, eilt dem Meer zu und fließt dort mit dem Unermesslichen zusammen. Ebenso strömen die Tage, verschwinden mit allem, was sie beinhalten. Bis auf das, was im Netz der Erinnerung hängen bleibt.

... Ein solcher Tag ist der Dienstag: anstatt sich zu beeilen und dem Mittwoch Platz zu machen, steckt er die Hände in die Taschen, tritt gegen ein Häufchen Steine und bummelt herum.
Zwei der unzähligen wunderbaren Metaphern aus dem Buch "Das Licht auf den Bergen" von Jón Kalman Stefánson. Das auch ansonsten beste und tiefgründige Unterhaltung bietet !

Dienstag, November 29, 2005

Stars

Ein wunderbares musikalisches Erlebnis: Die kanadische Band "Stars", zur Zeit als Vorgruppe von Bloc Party in Deutschland zu sehen. Schon die Papierform verspricht ein etwas anderes musikalisches Erlebnis: Ein zeitweise Trompete spielender Sänger, eine von den Gesangsanteilen gleichberechtigte Sängerin die auch Gitarre spielt, ergänzt durch ein Standardaufgebot (weiterer Gitarrist, Bassist, Schlagzeuger), ein Keyboarder und eine Violinistin.

Vom Gesang teils an Belle & Sebastian erinnernd, die Musik gitarrenlastiger, wunderschöne Melodien, zwischen sehr soft und rockig. Wer seine Seele noch nicht an den Dudelfunk verkauft hat und sich sein Herz für P*O*P bewahrt hat wird sie lieben !

Und ich hoffe ich kann Sie irgendwann in einem kompletten Konzert geniessen - aber auch die exakt bemessenen 30 Minuten vor einem auf die Hauptgruppe wartenden Publikum waren eine Offenbarung.

Montag, November 28, 2005

Hurra, ich bin Blogger !

Nun habe ich meinen eigenen Blog - wahrscheinlich heisst es ja inzwischen ich blogge, also bin ich. Ein heutiger Renaissance-Mensch muss sicherlich auch einen Blog haben. Den Gedanken ob es einen Renaissance-Mensch nicht zwangsläufig nur in der Renaissance geben kann will ich jetzt nicht zuende denken - und auch nicht ob jemand der an Reinkarnation glaubt in die Renaissance gehört.

Eines ist sicher - die Zeit vergeht immer schneller, auch wenn dies noch kein Physiker beweisen konnte. Die Menschen planen ihre Zeit sorgfältig voraus, nur um ihr dann hinterher zu rennen - so erklärt es zumindest die Figur Puschkin im Programm "Der Sonne entgegen" von Andreas Giebel (http://www.andreas-giebel.de). Die Frage der Fragen wird auch einfach erklärt: Leben widerspricht allen Regeln.
Andreas Giebel spielt übrigens die Hauptrolle in der besten aller deutschen Fernsehserie München 7, von der es nächstes Jahr neue Folgen gibt.