Dienstag, Januar 31, 2006

Penelope

"Penelope ist ein schöner Name. Weißt Du dass so die Frau des Odysseus hieß ? Sie hat 20 Jahre auf die Heimkehr ihres Mannes gewartet" erwiderte der Humanist, und setzte - sich an seine letzte Unterhaltung erinnernd - seine umfassende Allgemeinbildung viel vorsichtiger ein. "Das ist ja interessant" antwortete Penelope, "aber ich wurde nach Penelope Houston benannt.". "Das sagt mir jetzt gar nichts" gab der Humanist umunwunden zu.
"Das wundert mich nicht. Das war eine Sängerin die Anfang der 90er Jahre mit der Neofolk-Bewegung bekannt wurde. Meine Eltern haben mir immer wieder von ihrem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim vorgeschwärmt."
"Dann habe ich Dich aber erheblich älter geschätzt" hatte der Humanist das nächste Fettnäpfchen anvisiert, aber zugleich bewiesen dass er aufmerksam zuhört. "Das passiert mir regelmäßig immer ziemlich oft" nahm dies Penelope mit einer den Kenner der philosophischen Logik herausfordernden Formulierung sehr locker. "Ich bin auch nur hier weil ich die kleine Schwester des Geburtstagskindes bin."

Penelope Houston hat die Punk-Band "The Avengers" wiedervereint, in der sie Ende der 70er Jahre spielte. Zur Zeit auf Tournee !

Montag, Januar 30, 2006

Helena

"Ich heiße nicht wegen irgendeiner seltsamen griechischen Sagengestalt Helena ! Sondern wegen Helena Bonham-Carter."
"Aber sie ist doch keine x-beliebige Sagengestalt" entgegnete ihr Gegenüber auf der Geburtstagsparty. "Sie war die schönste Frau ihrer Zeit, und wegen ihr kam es zu den Trojanischen Kriegen. Damals waren die Menschen noch wahrer und standen zu ihren Gefühlen."
Helena verdrehte die Augen. "Dann fahre doch zu Deinen griechischen Ruinen".
"Helena Bonham-Carter ist wunderbar" mischte sich ein zufällig auch vor dem Bücherregal stehender Gast ein. "Natürlich war sie in Room with a View unbeschreiblich niedlich, aber auch in den späteren Nicht-Kostümfilmen war sie überzeugend."
"Endlich" seufzte Helena, "kein Kulturbanause."
"Halt" meldete sich nochmals der Humanist zu Wort, "die griechischen Sagen sind der Inbegriff, ja der Ursprung aller Kultur."
"Kultur ist für mich das jetzt relevante. Und nicht das was in irgendwelchen Lehrplänen steht" fertigte sie ihn ab und wendete sich dem Kinokenner zu. Dieser schwärmte weiter: "In Charlie und die Schokoladenfabrik war sie wieder ausgeprochen bezaubernd."
"Sehe ich ihr nicht ähnlich ?" - "Eigentlich gar nicht" sprang der Cineast mit Anlauf in das Fettnäpfchen. "Sie ist schon meine Traumfrau."
"Dann viel Spaß mit ihr" entgegnete Helena schnippisch.
"Aber du gefällst mir doch nicht kein bischen" lächelte er ihr zu und meinte diese doppelte Verneinung nicht im bayerischen Sinne, und Helena verstand es richtig.

Sonntag, Januar 29, 2006

Ich liebe den Winter !

Ich mache mich im Bekanntenkreis regelmäßig mit der Aussage unbeliebt dass ich den Winter sehr gerne mag. Deswegen will ich es auch hier verkünden ! Und noch dazufügen dass ich kein Wintersportler bin - denen sieht man ja nach dass sie sich Schnee und Kälte in regional begrenzten Gebieten wünschen, aber ja nicht bei Ihnen zuhause.
Ich mag es wenn alles verschneit ist, normalerweise dunkle Gebiete wie Laubwälder plötzlich in der Sonne glitzern, hässliche Flächen durch Zuckerwatte bedeckt und plötzlich ansehnlich werden, das Licht der tiefstehenden Sonne verstärkt wird und einen wärmt.


Und dann muss ich noch etwas gestehen: Ich fahre sehr gerne im Winter mit dem Fahrrad ! Es ist wunderbar durch verschneite Wälder (wenn möglich natürlich bei Sonne) zu fahren, die klare Luft und die romantische Landschaft zu geniessen. Im Wald über Schnee fahren ist auf alle Fälle ungefährlicher als im Sommer in der Stadt auf einer belebten Straße unterwegs zu sein. Und zum Thema Kälte kann man die völlig abgenutzte aber bei dem heutigen auch vor dem Wetter nicht haltmachenden Anspruchsdenken immer wichtigere Weisheit mit dem schlechten Wetter und der unangepaßten Kleidung anbringen.
Und auch wenn mich die Spaziergänger im Wald oft fassungslos anstarren, und man beim abwärtsfahren vorsichtig unterwegs sein sollte - ich hoffe es bleibt noch lange richtig Winter !

Samstag, Januar 28, 2006

Das Meditationsfenster (Beitrag von Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz)

Ich möchte heute Ihnen, meine lieben Blogleser, eines der wichtigsten Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis präsentieren: Die Waschmaschine.



Es kommt dabei nicht auf das Fabrikat, den Energieverbrauch oder die Waschkraft an, sondern einzig und alleine auf das Meditationsfenster. Konzentrieren Sie sich auf Ihr aktuelles Problem, das Thema das sie bewegt, und schauen Sie durch das Meditationsfenster (natürlich bei beladener und laufender Maschine).
Dabei gibt es noch verschiedene Varianten, die ich Ihnen in einer Einzelsitzung gerne erläutere: Sie können sich durch den zu sehenden Strudel wegziehen lassen, sie können ihr Problem auf ein einzelnes Kleidungsstück projizieren und dieses dann verfolgen, sie können bewußt wahrnehmen wie ein rotes T-Shirt die schneeweiße Wäsche verfärbt... Die Assoziationsmöglichkeiten sind unbeschränkt !

Übrigens verweise ich als Referenz für meine Erfolge auf diesen Blog. Die Fixierung auf Frankreich oder Kaffee hat deutlich nachgelassen, es werden Länder wie Island und Großbritannien sowie Getränke wie Tee erwähnt !

Mich freut es sehr Ihnen auf Ihrem Lebensweg wieder deutlich weitergeholfen zu haben. Meine Freunde nennen mich Gunderl, aber für Sie bleibe ich verbindlichst
Ihre Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz.

Donnerstag, Januar 26, 2006

Something glorious is about to happen

Die Queen wußte nicht genau was mit ihr los war. Morgens hatten die goldenen, durch das große Fenster ihres Schlafzimmers im Buckinghame Palace fallenden Sonnenstrahlen auf ihrer Bettdecke fangen gespielt und die Monarchin wachgekitzelt, als sie auch über ihr Gesicht liefen. Sie wachte mit dem Gefühl auf am Beginn einer wunderbaren neuen Episode ihrer langen Regentschaft zu stehen.
Das lange warme Duschen und die feinen Essenzen ihres Hofdrogisten ließen dieses Gefühl anhalten, sie fühlte sich wie unter einem tropischen Wasserfall und beschloß nebenbei ihren Sommerurlaub diesmal nicht in Schottland zu verbringen.
Das köstliche Frühstück auf der Terasse, mit feinster Orangenmarmelade, exakt vermessenen Toastdreiecken, auf die Sekunde genau angebratenen Speckstreifen, dem Tee-Direktimport von ihrer Exklusiv-Plantage in China und allen anderen Zutaten eines wirklich britischen Frühstücks, das anregende Gespräch mit ihrem Gemahl - alles war so wunderbar leicht und köstlich.
Ihre Stimmung war fast nicht mehr zu übertreffen. Sie scherzte mit dem Servierer, später erzählte sie ihrer Kammerzofe einen Witz, während diese ihr bei den Vorbereitungen für ihren Auftritt behilflich war.
Und dann wußte sie plötzlich welcher Gedanke sich bereits in ihren Träumen geformt hatte, sie in Hochstimmung versetzte und nun endlich an der Oberfläche ihres Bewußtseins aufgetaucht war. Das erstemal in der Geschichte des Vereinigten Königreichs wird der Regent das vom Regierungschef verfasste Redemanuskript zur feierlichen Parlamentseröffnung ignorieren und frei seine Meinung sagen. "Something glorious is about to happen" summte sie, das Lied aus der Morgensendung von Radio 1 noch im Ohr.

Mittwoch, Januar 25, 2006

Jugend forscht

Leopold war enttäuscht. Er hatte an seinen maßgeschneiderten Tretroller etwas Schießpulver befestigt, sich auf sein so präpariertes Lieblingsfortbewegungsmittel gestellt und gezündet - und war nur wenige Zentimeter nach vorne gefahren. Sein Vater Fürst Waldemar hatte ihm verboten mit Sprengstoff zu spielen. Aber er spielte doch gar nicht ! Er war sich sicher eine überlegene Transporttechnologie erdacht zu haben die Pferde überflüssig machen würde.
Schmollend blickte er aus seinem Turmzimmer auf den belebten Burghof. Wie er den Planwagen mit der monatlichen Sprengstofflieferung ankommen sah wußte er: Jetzt ist die einmalige Chance gekommen seinem Vater zu beweisen dass er ein Genie war.
Während der Fürst sein allabendliches Gelage gab schlich Leopold die Wendeltreppe hinunter und durch verwinkelte Gänge in den Laderaum. Glück gehabt ! Die Pferde waren abgeschirrt, aber der Planwagen stand unberührt da. Leopold legte schnell die mitgebrachten Zündschnüre, öffnete das Tor zum Hof, setzte sich auf den Kutschbock und zündete alle Zündschnüre zugleich an.

Die Burgruine ist heute ein beliebtes Wanderziel. Auf den vom Heimatverein aufstellten Tafeln ist zu erfahren dass die Burg durch eine Explosion vollständig zerstört und nie wieder aufgebaut worden ist.

Dienstag, Januar 24, 2006

Die Elfe und der Troll

Oberhalb von Patreksfjördur in den Westfjorden Islands lebte ein etwas melancholisch veranlagter Troll. Anstatt auf die Jagd zu gehen oder Menschen zu erschrecken saß er gerne auf seinem grasüberwachsenen Hügel und schaute in den Sonnenuntergang über dem Meer. Dabei ließ er Melodien in seinem Kopf entstehen zu denen er komplexe Rhythmen klopfte. Er sehnte sich in die gute alte Zeit zurück, die in Island noch gar nicht so lange her ist. Abergläubische Familien auf einsamen, ärmlichen Bauernhöfen, umgeben von ihrer Hauswiese mit wenigen Tieren.
Aber die Idylle existierte nicht mehr: Die Touristen in ihren Mietwagen, die auf den ausgebauten und teils sogar asphaltierten Straßen die Einsamkeit vertreiben, elektrische Beleuchtung die die Dunkelheit zerstört.
Er fasste einen Entschluß: Statt verbittert ins Hochland abzuwandern (selbst das ist nicht mehr vor den Gruppen deutscher Touristen sicher, die in Reisegruppen in geländegängigen Bussen unterwegs sind, sich aber dabei sehr individuell und Mallorca-Touristen überlegen vorkommen) musste er sich anpassen. Und wenn dann ein radikaler Schritt.
Aber wie schafft man es als seltsamer Troll sich außerhalb von Island zu integrieren, akzeptiert und glücklich zu werden ? Man zieht nach Weilheim in Oberbayern, inmitten verschiedenster junger und alter Individualisten. Der Troll profitierte von der Liebe der Bayern für Originale und ihrer sich oft hinter einer grantelnden Fassade verbergenden Weltoffenheit und Toleranz. Er fing an sich mit elektronischer Musik zu beschäftigen und fand gute Freunde unter den örtlichen Musikern. Er hat sich den Namen Martin Gretschmann zugelegt, als Künstlername wählte er Console, und er ist erfolgreicher Solo-Künstler und wichtiges Mitglied der Band Notwist geworden.
Auch wenn die bayerische Landschaft nicht mit Island vergleichbar ist, fühlt er sich in der ländlichen Gegend sehr wohl und hat sich auch einen Hügel erwählt, auf dem er oft abends zu finden ist.
Der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere war für ihn als isländischer Troll natürlich als Björk ihn bat ihr ein Lied zur Verfügung zu stellen und zu arrangieren.
Und so findet man mit "Heirloom" auf der CD Vespertine das einzige Lied eines Trolls das von einer Elfe gesungen wird.

Montag, Januar 23, 2006

Im Griff der Hysterie

Im ZDF spezial: Im Griff der Kälte. Kaum gibt es endlich mal wieder eine Jahreszeit, die sich wirklich Winter nennen darf, in der man sich etwas wärmer anziehen und vielleicht über passendes Schuhwerk nachdenken muss, ist das schon eine Sondersendung wert. Mit Reportagen über Betroffene (ein Auto mit alter Batterie springt nicht an, unbeeindruckte Arbeiter auf der Baustelle), Experten ("ein ganz normaler Winter" - da hat der Redakteur nicht aufgepasst) und obligaten Horrorszenarien (die richtig böse Kälte kommt noch - natürlich aus Russland). Natürlich darf der Kinder/Tiere-Faktor nicht fehlen (ein Wald-Kindergarten im Schnee).
Ist das Leben so langweilig geworden dass man jede kleine Besonderheit so hervorheben muss ? Oder brauchen wir unsere tägliche Katastrophe um uns danach sagen zu können: Wir haben es überlebt - uns geht es gut ? Ist es die erfolgreiche Relativierung von wirklichen Gefahren (Genfood, Fleischskandal, ...) ?

Sonntag, Januar 22, 2006

Herr Rossi sucht das Glück


Gestern abend im Foyer des Theaters: Der Filmabend "Herr Rossi sucht das Glück". Die vier Filme dieser Zeichentrickserie aus den 70er Jahren wurden gezeigt.
Mit Hilfe einer goldenen Trillerpfeife die er als einziger Kunde der Fee Sicura erhält, verreist er mit dem Hund Gastone seines Chefs und Nachbarn in verschiedene Zeitalter, um sein Glück zu suchen. Möglichst weit weg von seiner eintönigen Arbeit, dem Chef, dem Chaos der Stadt.
Von Ideen nur so sprühende Filme, mit sehr interessant gemalten Hintergründen, mit witzigen Einfällen (so wie die Dinosaurier beim Betrachten des Vulkan-Feuerwerks), natürlich die Musik... Gleichzeitig eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit, Erinnerung an frühe Erlebnisse vor dem Fernseher.
Die Serie ist als DVD erhältlich, eigentlich ein Muss.
Herr Rossi wird klar, dass er sein Glück nur im Hier und Jetzt finden kann. Diese Serie ersetzt so mühelos lange Sitzungen bei Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz. Und ist entschieden unterhaltsamer !

Samstag, Januar 21, 2006

Bernd ! Mehr ist nicht zu sagen.

Hier ein Programmhinweis auf den ersten kulturellen Höhepunkt dieses noch nicht all zu alten Jahres:

Heute 20:15 Uhr auf KIKA

Der Beginn einer neuen Comedy-Reihe mit den üblichen Verdächtigen aus Chili TV.

Auch Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz (die dieses Wochenende vom Skifahren zurückerwartet wird, aufmerksame Leser wissen dass sie ein Chalet in Klosters besitzt) würde diese Sendung empfehlen. Sie hat einmal in einer Radiosendung betont dass jede Sendung mit Bernd dem Brot mehr wichtige Erkenntnisse über das Leben vermittelt als das Philosophische Quartett.

Es sei noch an den anderen großartigen Bernd erinnert: Bernd Begemann ist zur Zeit wieder auf Tour. Seine Auftritte sind unbedingt zu empfehlen. Wer ihn einmal live gesehen hat kommt immer wieder.

Freitag, Januar 20, 2006

Besuch von einer Fee

Der Camembert hatte genau die richtige Reife. Ich hatte ihn gerade angeschnitten da erschien eine wunderbare, transparente Frau in einem sehr altmodisch wirkenden Kleid in der Küche und fuchtelte nervös mit einem sternesprühenden Stäbchen herum. "Ich bin die gute Käse-Fee, und Du hast drei Wünsche frei !".
"Wunderbar ! Dann möchte ich als erstes ein Nummernkonto in der Schweiz mit 5 Millionen Euro".
Die Fee starrte mich fassungslos an: "Du spinnst ja völlig ! Woher soll ich denn das Geld nehmen !".
"Ok, dann wenigstens eine Eigentumswohnung..." "Was glaubst Du wieviel ich verdiene ! Ich wohne in einer kleinen Zweizimmerwohnung und soll Dir eine Eigentumswohnung besorgen ? Du elender Egoist".
"Wenn das so ist, dann etwas Immaterielles. Ich will ewige Gesundheit." "Du bist ein typischer Mann, nur Anspruchsdenken. Ich habe nicht Medizin studiert !" entgegnete die Fee. "Wünsch Dir doch bitte ausnahmsweise mal etwas realistisches !"
"Du könntest das Geschirr abspülen !" "Und ein Macho bist Du auch noch. Das hättest Du wohl gerne, das kannst Du selber machen !".
"Dann gehe heute abend mit mir aus." "Irgendwann habe ich auch mal Feierabend ! Du denkst aber wirklich nur an Dich !"
Ich wollte die aufgebrachte Fee besänftigen: "Dann trinke bitte einen Kaffee mit mir ! Setze Dich, ich schenke Dir ein." "Was soll jetzt diese billige Anmache ?".
"Dann wünsche ich mir einfach gar nichts ! Und die anderen zwei Wünsche sind auch nichts !"
"Das war aber eine schwere Geburt" stöhnte die Fee. "Manchmal ist der Job als Käsefee wirklich aufreibend." Sie schwenkte ihren Stab, der eine wahre Flut von bunten Sternchen über den Küchenboden verteilte. "Und damit sind Deine Wünsche erfüllt. Und jetzt ist mein Job hier endlich erledigt. Und noch eine Bitte: Bitte kaufe nie mehr verzauberten Camembert." Sie schaute mich noch einmal düster an und verschwand. Ich biss in das abgeschnittene Stück Käse und ärgerte mich: "Mal wieder alles falsch gemacht. Ich habe einfach kein Glück mit den Feen."

Donnerstag, Januar 19, 2006

Blake et Mortimer: Le Globe Football Fifa 2006

Prof. Mortimer stand atemlos vor meiner Tür. "Helfen Sie mir bitte ! Ich habe Hinweise dass ich bei Ihnen die notwendigen Hilfsmittel bekomme um Olrik davon abzuhalten den WM-Globus zu sprengen !". Ich war natürlich sehr verblüfft ihn zu sehen. "Sie gibt es ja wirklich ! Und was machen Sie hier in Deutschland ? Und warum können Sie perfekt Deutsch ?"
Prof. Mortimer drängte sich an mir vorbei, stürzte in den Gang und rief: "Helfen Sie mir !".
Nach kurzem Überlegen hatte ich die rettende Idee. "Ich kann Ihnen vielleicht wirklich weiterhelfen !" Ich holte das Comic "Blake et Mortimer: La Marque Jaune" aus dem Wohnzimmer und hielt es ihm unter die Nase. Prof. Mortimer erstarrte. Er hatte irgendein geniales Gerät erwartet, eine wichtige Information - aber nicht ein Comic über seine Abenteuer. Dann fasste er sich aber erstaunlich schnell, durchblätterte das Album und verschwand in einem Bild auf den ersten Seiten, in dem er neben seinem Freund Blake im "Centaur Club" Platz nimmt. Das Album fiel zu Boden und klappte zu. Es hatte plötzlich ein neues Titelbild: "Le Globe Football Fifa 2006". Darauf waren Blake und Mortimer vor dem Fussball-Globus zu sehen. Sofort begann ich diese neue Geschichte zu lesen und war mir sicher: Den beiden wird es wieder gelingen Olriks Pläne zum Scheitern zu bringen. Und ich habe es ihnen ermöglicht !

Dienstag, Januar 17, 2006

Farbfilter

"Warum siehst Du immer alles so schwarz" fragte sie ihn beim Frühstück. "Ich sehe unsere Zukunft rosig, wenn Du es nicht verdirbst".
"Aber ich will doch auch dass wir zusammenbleiben". Er stocherte in seinem Müsli herum. "Ich sehe nicht schwarz ! Ich sehe Graustufen. Sehr nuancierte Graustufen. Und manchmal sehr detailliert und manchmal eher grobkörnig. Ich sehe die Welt wie sie wirklich ist".
Sie löffelte eine Kiwi:"Aber die Welt ist nunmal wunderbar bunt ! Die Kiwi ist grün, Dein Hemd strahlend blau, das Müsli gelblich, die Kaffeekanne rot."
Er schob seine Brille mit den Farbfiltergläsern auf die Stirn und sah sie bunt vor sich - in vielen Farben strahlend im in die Küche fallenden Sonnenlicht. Schnell ließ er die Brille wieder auf die Nase fallen und rief: "Du bist schon schwarz-weiß so unbeschreiblich bunt, dass Du mein ganzes Leben einfärbst. Mehr Farbe kann ich gar nicht aushalten !" Er sprang auf, ging um den Tisch herum und umarmte sie.

Inspiriert durch Dark Horse von Dagur Kári - meine aktuelle Filmempfehlung.

Sonntag, Januar 15, 2006

Auf dem Neujahrsempfang

Mit geübten Tanzschritten bewegten sie sich durch die unübersichtliche Menge die die Tanzfläche des Grand Hotels wie ein Schwarm aufgeregter Hühner bevölkerte. "Das ist ja hier wie auf der Autobahn ! Lauter Sonntagsfahrer blockieren den Weg" stöhnte er auf, während er den Ellbogen gekonnt in eine unbedeckte Rückenpartie rammte, die wunderschön anzusehen war, für die er aber keinen Blick übrig hatte. Ein spitzer Aufschrei, ein leichtes Stolpern, und das sehr attraktive Hindernis war aus dem Weg. Er wirbelte seine Tanzpartnerin mit elegantem Schwung durch die so entstandene Lücke.
"Die Neujahrsempfänge sind auch nicht mehr das was sie einmal waren" ergänzte sie. "Heutzutage wird offensichtlich jeder mit dem richtigen Parteibuch eingeladen". Dabei stiess sie mit keck angewinkeltem Bein den spitzen Absatz in ein zu lange unbewegtes Anzugsbein. Noch zwei Haken und eine halbe Wendung wie aus einem Guss, und das Paar war vor einem wie gemalt wirkenden Servierer stehengeblieben und nahm sich zwei Gläser Champagner vom silbernen Tablett. "Mit Alkohol läßt sich das viel besser ertragen" kicherte sie und nahm geübt die lange vor dem Spiegel trainierte Haltung ein, in der der lange Schlitz im Kleid ihre Beine am vorteilhaftesten zur Geltung kommen ließ. Ein gerade in ihre Richtung schauender Tänzer verlor für einen kurzen Moment die Konzentration und stolperte fast über das linke Bein seiner verlebt wirkenden Tanzpartnerin.
"Ich weiß was wir jetzt machen " rief der Meistertänzer aus. "Jetzt versuchen wir den Herrn dahinten mir der roten Fliege ins Nachtisch-Buffet zu drängen". "Ja gut, aber danach darf ich mir etwas aussuchen". Unter den bewundernden Blicken des gerade vorbeistaksenden Paares fingen die beiden wieder an elfengleich in geschmeidigen Bewegungen über die Tanzfläche zu schweben. "Auch wenn man nicht richtig zum Tanzen kommt, sind die Bälle eigentlich doch ganz unterhaltsam" meinte er wenig später und fädelte vor dem Mousse au Chocolat sein Bein geschickt beim Fliegenträger ein.

Samstag, Januar 14, 2006

Ein Meter Schokoküsse

Als nachträgliches Weihnachtsgeschenk überreichte mir ein Freund gestern diesen Karton: Einen Meter lang ! Inhalt: 16 in einer Linie aufgereihte Neg... Falsch ! Moh... Nein, auch nicht. Schokoküsse, ja so heisst das politisch korrekt. Das macht 444 g Schokoküsse - in Worten vierhundervierundvierzig Gramm von einem objektiv gesehen pappig süssem Nichts !
Also eigentlich versuche ich erwachsen und vernünftig zu sein. Aber eine lange Reihe Suuuper-Dickmann's (ich entschuldige mich für die Schleichwerbung), da werde ich einfach schwach, die Augen strahlen. Und wie so oft: Die Verpackungs macht es ! Das ganze in einem mittelgrossen rechteckigen Karton - na ja. Aber so kokett verpackt, um die schwindelerregende Menge deutlich herauszustellen, in einer absolut unpraktischen Verpackungsgröße.
Und ich habe sofort gemerkt: Nicht nur mir ging es so. Ich war mit dem Karton in der Hand unterwegs. Überall sah ich sehnsüchtige Blicke auf dem Karton hängen bleiben...
Da lohnt es sich mal jegliche Vorbehalte gegenüber zuviel Zucker im Essen, künstliche Aromen, Sorbit und ähnlichem beiseite lassen. Und den Karton heute abend zu Freunden mitbringen.

Donnerstag, Januar 12, 2006

Le Comte de Kreaukeaudile

"Comte de Kreaukeaudile" stand auf der Visitenkarte, die der späte Gast überreichte. "Entschuldigen Sie bitte die Indiskretion" begann Prof. Weimann das Gespräch, "aber wenn ich Ihren Namen ausspreche klingt der doch wie Krokodil. Haben Sie deutsche Vorfahren ?". "Im 18. Jahrhundert ist ein Vorfahre nach Frankreich gekommen, sollte sich dort eigentlich nur kurz im Tierpark von Nantes aufhalten, ist dann aber geblieben. Und daraufhin hat er seinen Namen angepasst, um nicht unter der damals doch starken Deutschenfeindlichkeit zu leiden" antwortete der erlesen gekleidete Besucher, der einem Nilkrokodil nicht unähnlich sah. Prof. Weimann ließ den Gast im geschmackvoll gestalteten Salon Platz nehmen und bot ihm etwas zu trinken an. "Aber warum hat er seinen Namen dann nicht einfach ins Französische übersetzt ?". "Sie haben völlig recht, mit Crocodile würde es sogar viel einfacher und französischer sein. Mein Vorfahre konnte aber am Anfang nur sehr schlecht Französisch. Das Wort Crocodile hat er noch nicht gekannt als er sich einen neuen Namen aussuchte" erwiderte der Comte und nippte am Cognac.
Nach einer kurzen Pause - keiner peinlichen Gesprächspause sondern eher ein Moment unter Genießern - begann Prof. Weimann: "Dann lassen Sie uns zur Sache kommen. Sie haben gesagt die 'Ligue des Chevaliers-Crocodiles" würde mir ein Forschungssemester an der Sorbonne finanzieren, um die Rolle der Krokodile in der Französischen Revolution zu erforschen. Wie kommen Sie darauf einen deutschen Professor zu fragen ?". "Sehen Sie" erklang der leichte französische Akzent, "ein französischer Wissenschaftler würde uns gleich für verrückt erklären. Und mit Ihrer richtungsweisenden Arbeit 'Der Einfluss der Alligatoren auf die Beschlüsse der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche' sind sie der einzige ernstzunehmende Forscher auf diesem Gebiet". Prof. Weimann biss sich auf die Unterlippe. "Sie wissen schon dass ich mit dieser Arbeit meine wissenschaftliche Reputation aufs Spiel gesetzt habe und an meiner Universität keine Arbeiten mehr betreuen darf.". "Ja dann ist das doch für Sie die Gelegenheit, ein Semester völlig frei auf Ihrem Fachgebiet arbeiten zu können ! Wir stellen Ihnen das Büro, eine Sekretärin und einen Assistenten. Sie haben besten Zugang zu den umfangreichen Archiven ! Ihr Dekan ist auch schon damit einverstanden". Dass dieser sogar sehr erfreut ob der Aussicht gewirkt hatte, seinen Kollegen eine Zeit lang nicht zu sehen, verschwieg der Comte galant.
Nach kurzem Nachdenken begann Prof. Weimann zu strahlen: "Ich hatte mich schon so sehr mit dem Ende meiner wissenschaftlichen Karriere abgefunden dass mir die Großartigkeit Ihres Angebots erst langsam klar wird". Und in Gedanken fügte er hinzu: "Und ein halbes Jahr mit meiner Frau in Paris zu leben ist ein angenehmer, nicht überschätzbarer Nebeneffekt."

Dienstag, Januar 10, 2006

Besuch von Paul Bocuse

Seit Tagen war ihr nun der altmodische Citroën Lieferwagen aufgefallen, der jeden Abend in der Nähe ihrer Wohnung geparkt war. Mit dem französischen Nummerschild und der grauen Farbe erinnerte er sie immer an die alten französischen Krimis, die sicherlich ihren Teil dazu beigetragen hatten, dass sie in den Polizeidienst gegangen war. Wenn sie vor dem Einschlafen nochmal verstohlen auf die Straße schaute, stand er noch da. Aber wenn sie sich morgens auf den Weg ins Polizeipräsidium machte war er immer verschwunden.
Diesen Tag war sie einfach nur genervt. Vom ewigen Papierkrieg, den nervtötenden Kollegen, dem stets unzufriedenem Chef. Und als sie den Lieferwagen wieder sah, platze ihr der Kragen. Sie stürmte auf ihn zu und riss die beiden hinteren Klapptüren auf. Aus dem Laderaum strahlte sie ein älterer Herr in klassischer Kochbekleidung freudig an, während er an einem kleinen Herd in einem Topf umrührte. "Endlich kommen sie vorbei, Frau Kommisarin !". Sie traute ihren Augen nicht. Der Mann kam ihr so bekannt vor, ja, er lächelte sie immer so nett vom Einband des Buches "Paul Bocuses Lieblingsrezepte" an, das sie dekorativ in ihrer Küche drapiert, aber noch nie benutzt hatte. Er füllte die Suppe aus dem Topf in eine verschliessbare Plastikdose, stellte diese zu den anderen Behältern in eine Plastiktüte und drückte diese ihr in die Hand. "Guten Appetit wünsche ich !".
Sie musste kurz eingenickt sein. Vor ihr auf dem Küchentisch standen die leeren Behälter der immer gleichen Peking-Suppe und der Hähnchenbrust süß-sauer vom China-Imbiss an der Ecke. Sie lächelte Bocuse auf dem Einband zu: "Morgen fange ich an zu kochen !"

Montag, Januar 09, 2006

Teuflisches Spiel

Er schlug die Fahrertür seines silbergrauen Golfs zu, schloß ab und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. "Schon wieder ewig einen Parkplatz gesucht, und nun stehe ich eine Weltreise von mir zuhause entfernt" formten sich die Gedanken von Wolfgang R. zu Flüchen.
"Psssttt... Brauchen Sie einen Parkplatz ?" Der in schwarzer Lederjacke und schwarzer Jeans gekleidete Mann schien Gedanken lesen zu können.
Herr R. lachte ironisch auf: "Hier gibt es nirgends Parkplätze zu mieten. Zumindest nicht billiger als meine Wohnung."
Der Schwarzgekleidete zog ihn in einen Hausdurchgang: "Ich vermiete keine Parkplätze. Ich verleihe die Gabe sofort einen freien Parkplatz zu finden wenn sich der Wunsch danach kristallisiert."
Von skurilen Typen konnte Herr R. noch nie genug bekommen, er liebte es mit ihnen zu diskutieren und hatte den Ehrgeiz immer sein Gegenüber zum Abbruch des Gesprächs zu bringen. "Da bin ich natürlich stark interessiert. Und was kostet mich das ?"
Der Schwarzgekleidete: "Ich will kein Geld, ich will von jedem das Wertvollste was er besitzt."
In seiner Kindheit hatte Herr R. von seiner Großmutter viele Märchen erzählt bekommen, er freute sich über die unerwartete Wendung des Gesprächs und reagierte spontan: "Natürlich gebe ich Dir sofort meine Seele, Herr Teufel, oder auch mein Herz. Machen wir das Geschäft !"
Abwehrend hob der Schwarzgekleidete die Hände: "Ihre stark befleckte Seele ist nichts wert, und ihr Herz ist ja auch sprichwörtlich aus Stein. In der heutigen Zeit sind nicht mehr viele reine Herzen und Seelen zu finden."
"Auch wenn Sie es nicht glauben" höhnte Herr R., "meinen Job gebe ich ihnen auch gerne dafür her", er hatte schon lange den Wunsch nach Veränderung, ist aber dann immer wieder vor dem Risiko eine sichere Stelle aufzugeben zurückgeschreckt.
"Sehen Sie" erwiderte der Schwarzgekleidete, "wenn Sie es so spontan anbieten ist es auch nicht ihr Wertvollstes. Ich will nichts anderes als alle Ihre Urlaubstage, solange Sie arbeiten."
Herr R. wurde plötzlich ganz blass im Gesicht, sein Mund öffnete sich halb aber kein Ton kam heraus.
Dann stößt er plötzlich hervor "Sie spinnen ja völlig" und rennt davon.
Der Schwarzgekleidete kicherte vor sich hin: "Das macht viel mehr Spaß als Seelen sammeln !"

Sonntag, Januar 08, 2006

Bravo bravissimo

Seit längerem hat mich nichts mehr ähnlich schnell und langwirkend in absolute Hochstimmung versetzt wie die Oper Der Barbier von Sevilla beziehungsweise Il Barbiere di Siviglia.
Ich hatte sie vor ewigen Zeiten das letzte Mal gesehen und nur noch vage Erinnerungen (den "Hit" aus der Oper kennt aber wohl jeder...). Es ist eine nette, natürlich nicht sehr tiefgreifende (oder klar ausgedrückt triviale) Komödie mit Happy-End. Mit sehr schöner, mitreissender und aufmuntender Musik, schönen mehrstimmigen Gesängen. Und bei einer entsprechend witzigen Inszenierung schon alleine beim Zuschauen sehr unterhaltsam. Das wichtigste ist und bleibt aber natürlich die Musik.
Ich werde mich morgen früh in der Arbeit sehr zusammenreissen müssen um nicht durch den Gang zu schmettern:
Ah bravo Figaro
Bravo bravissimo
Fortunatissimo
Per verità.

Samstag, Januar 07, 2006

Wollken

Die Menschen schauen viel zu selten in den Himmel. Sie halten sich viel zu lange in Gebäuden ohne Aussicht auf das Nichts aus. Und wenn sie sich dann mal ins Freie gewagt haben, sind sie viel zu sehr damit beschäftigt nach vorne zu schauen - auf andere Menschen, auf andere Autos, oder sie nehmen gar nicht mehr wirklich wahr was sie im Freien sehen.
Sollten sie dann mal Zeit und Muße haben nach oben zu schauen, entwickelt sich bei den meisten langsam der folgende Verdacht: Die Wolken bestehen aus Wolle !
Aber dann kommt der innere Lehrer zur Sprache: Du hast doch schon im Kindergarten gelernt dass Wolken aus Wasser bestehen. Denk lieber darüber nach wie man sie industriell nutzen könnte und leiste so Deinen Beitrag zum versprochenen Aufschwung.

Jetzt ganz einfach nachdenken: Dieser innere Lehrer stammt aus der Grundschulzeit, der ist jetzt schon sehr alt geworden, und daher völlig senil und verkalkt. Und ausserdem schon in Rente - und ihm fehlt das Unterrichten sehr. Daher Mitleid mit dem Lehrer haben und seine Monologe einfach freundlich ignorieren.

Besser direkt glauben was man sieht: Die Wolken sind aus Wolle ! Es gibt Knäuel aus flauschiger weisser Wolle, es gibt graue Wolltücher, es gibt Fetzen von frischgeschorener Wolle - das kann jeder klar erkennen.
Daher noch ein Nachtrag zur Rechtschreibreform: Aus der Etymologie folgt ganz klar dass es Wollke heissen muss !

Freitag, Januar 06, 2006

Kassengestell

Neulich vor der angesagten Disco der Stadt. Eine kurze Schlange von aufgestylten Nachtgestalten begehrt Einlass an der Pforte. Ein Türsteher bewahrt im geistigen Erbe der Schildwachen die sich in der Vergnügungsburg befindlichen hippen Dancefloorwesen vor der Begegnung mit dem durchschnittlichen Partyvolk.
Der Türsteher (Big D) zum vordersten Gast: Mit einem Kassengestell kommst Du hier nicht rein !
Style-Doctor (SD): Kassengestell ! Diese Brille hat mich mehr als ein durchschnittlicher Kleinwagen gekostet !
Big D winkt die an zweiter Position befindliche, ihn lasziv anlächelnde Blondine durch: Guten Abend !
SD: Dann lies mal was hier auf dem Bügel steht: Yashimata Kohotawa ! Da fällt Dir nichts mehr ein !
Big D sein Unwissen kaschierend: Was zählt ist das Aussehen. Und der Geschmack dieser Disco bin immer noch ich.
SD sich einschmeichelnd: Deswegen bin ich auch so gerne hier. Die Gäste in Deinem Laden sind Balsam für meine durch ekelerregende Outfits gequälte Seele.
Big D die nun hinter SD stehende Frau im Lederkleid durchwinkend: Die Brille kann ich akzeptieren. Aber die Schuhe !
SD: Das ist doch der neueste Schrei in LA: Desert-prewalked sneakers ! Die werden 500 km durch die Wüste gegangen, und dann mit einem neuentwickelten Schutzlack konserviert. In Deutschland bisher nur im Direkt-Import zu haben.
Big D ungläubig: Durch die Wüste...
SD: Ist doch kein Problem, begehrter Job bei den illegalen Einwanderern.
Big D versuchend die Autorität zu wahren: Cool, also dann drücke ich mal ein Auge zu.
SD: Was wird den heute gespielt ?
Big D: Du hast Glück ! Heute ist DJ Shark aus New York da, mit den neuesten Fishmonger-Push Scheiben.
SD: So Zeug legt man hier noch auf ? In Tokio ist das schon lange out. Dann gib mir mal einen Tipp: Wo kann man in der Stadt Menuett tanzen ?
Big D: Jetzt reichts, bist Du nur gekommen um mich zu verarschen ?
SD im Fortgehen: Du wirst es noch sehen ! In einem Jahr wirst Du stolz erzählen Dein Club wäre der erste in Deutschland in dem Menuett gespielt wird.

Donnerstag, Januar 05, 2006

Der Drei-Königs-Mehrkampf

Morgen werden wieder die Heiligen Drei Könige gefeiert. Aber warum gab es damals eine Gruppe von Adligen, die sich die Heiligen Drei Könige genannt hat ? Das wird im Folgenden erklärt.
Adligen war es auch schon um die Zeitenwende meistens ziemlich langweilig. Wenn nicht gerade mal wieder ein spannender Krieg zu führen war oder eine Event-Agentur eine neue Form der Ausschweifung erfunden hatte, gab es eigentlich nicht viel zu tun. Das Fernsehen war noch nicht erfunden, genausowenig wie MP3-Player und das Internet.
Damals war auch schon Sport und der Wettstreit die beliebteste und effizienteste Methode um zu versuchen die unerträglich zäh dahinfliessende Zeit totzuschlagen. Manchmal gelang das auch mit dem totschlagen - etliche Adligen fanden bei Kampfspielen den Tod und haben für sich die Zeit so endgültig angehalten.
Immer neuere Trend-Sportarten wurden entwickelt, und so kam es auch zur Erfindung des Drei-Königs-Mehrkampfs: In Rom war der Mehrkampf in Mode gekommen. Damit war nicht der Wettbewerb in mehreren Sportarten gemeint, sondern die Erfüllung mehrerer Aufgaben aus völlig unterschiedlichen Bereichen des Lebens. So bestand der Rot-Wettkampf aus den Aufgaben Schlachten und fachgerechtes Zerlegen eines Rinds, Vorlegen einer roten Blüte und Beschaffung und Austrinken einer Amphore roten Weins. Je nach Ort und Jahreszeit konnte ein Wettkampf also Wochen dauern - eine höchstwillkommene Abwechslung !

Beim Drei-Königs-Mehrkampf wurden Mannschaften von jeweils drei Adligen gebildet, die die Aufgaben erledigen mussten. Dabei war es ihnen freigestellt ob sie die Aufgaben auf die Einzelspieler verteilen oder zusammen lösen. Dieser Wettkampf wurde rasch sehr populär, und die beliebtesten Mannschaften bekamen von ihren Fans Spitznamen wie das weiss-blaue Königstrio, das schöne Triumvirat oder eben die Heiligen Drei Könige verpaßt. Wobei letztere Bezeichnung eher spöttisch gemeint war, nachdem diese Mannschaft bei ihrem ersten Wettbewerb erst Monate nach den anderen Teams wieder am Ausgangspunkt eingetroffen ist.
Die drei Teammitglieder hatten sich über ihr gemeinsames Interesse für die Astrologie kennengelernt und waren von der Idee besessen über die Sterne die beste Lösung für die Aufgaben zu finden. Deren erste, das Beschaffen von Gold, Weihrauch und Myrrhe in einer unwirtlichen arabischen Wüste haben sie noch mit Bravour erfüllt. Bei der nachfolgenden Orientierungsaufgabe hatten sie sich aber in den Kopf gesetzt dass ein von ihnen ausgependelter Stern den schnellsten Weg weisen wird. So sind sie völlig vom eigentlichen Ziel abgekommen und in Bethlehem gelandet. Von da an war die Mannschaft der Heiligen Drei Könige ob ihrer Weltfremdheit legendär.

Das eigentlich Interesse dieser Adligen, der Welt zu zeigen dass man mit Astrologie in den Mehrkämpfen Bestleistungen erbringen kann, muss als gescheitert betrachtet werden. Sie sind aber zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort aufgetaucht, und so wurde ihr Irrweg nach Bethlehem in der Überlieferung verklärt. Die Heiligen Drei Könige sind so zu den einzigen der damaligen Mehrkämpfer geworden die heute noch verehrt werden.

Mittwoch, Januar 04, 2006

Fussball ist Euer Leben !

Der Fussball-Weltmeisterschaft kann man schon jetzt nicht mehr entkommen. Was hat da die Lichtgestalt, DER Hoffnungsträger Deutschlands, der Schwarm aller Schwiegermütter, Mütter und Töchter nur angerichtet !
Unattraktive Fussgängerzonen werden durch ungestalte offizielle FIFA-Uhren noch hässlicher, ein überdimensionaler Fussball landet wie ein UFO ohne Rücksicht auf städtebauliche Aspekte (zugegeben: Nachts sieht er schön aus). Es gibt bereits seit langem offizielle WM-Souvenirs, also Andenken zu kaufen, aber leider ist das Ereignis noch gar nicht vorbei. Im Moment wären ja eher Idole, also Götzenbilder angebracht.
So langsam steigt eine Vorahnung auf das Grauen auf, das uns noch alle erwartet: Bald gibt es Werbung für das offizielle WM-Klopapier, jede Bäckerei wird WM-Backwaren führen, der Exhibitionist Goleo steht unter Immunität und kann überall sein Unwesen treiben...
Ich habe überhaupt nichts gegen die Fussball-Weltmeisterschaft an sich, ich werde mir sicher auch ein paar Spiele anschauen. Ich fürchte nur was uns die nächsten 6 Monate noch alles bevorsteht.
Übrigens: Allez les Bleus !

Montag, Januar 02, 2006

Tippen oder Schreiben ?


Wie kommen bessere Texte zustande, welche Erschaffungsweise ist vorzuziehen ? Wenn man mit den Fingerkuppen auf Tasten drückt, oder wenn man die Spitze eines Schreibgerätes in komplexen Bewegungen über eine Oberfläche führt ?
Es steht zu befürchten dass es auch zu diesem Thema Dissertationen und von verschiedenen Unternehmen beauftragte Gutachten mit jeweils erwünschtem Ergebnis gibt.

Ich behaupte dass die Qualität nicht direkt von der Schreibmethode abhängt sondern vielmehr davon wie diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt, Gemütszustand, Aufenthaltsort, etc. des Verfassers passt.
Dieser Text entsteht gerade mit einem Edding Filzstift auf einem Spiralblock während sich der Autor auf seinem Stokke Gravity entspannt. Im Hintergrund erklingt "no children" von den Mountain Goats:

... Our friends say it's dark as before the sun rises,
we're pretty sure they are all wrong.
I hope it stays dark forever,
I hope the worst isn't over...

Sonntag, Januar 01, 2006

Neujahrsansprache f (form)


Sicherlich ist die folgende Metapher schon völlig überstrapaziert worden:

Das Neue Jahr liegt wie eine unbekannte Strasse vor uns - wir wissen noch nicht wo es uns hinführen wird, wie der Strassenzustand sein wird. Wir werden uns an Abzweigungen entscheiden müssen, in welche Richtungen es weiter geht, ohne abschätzen zu können wo wir genau ankommen werden. Es kommt darauf an die Landschaft und die Begegnungen auf der Strasse zu geniessen.

Aber Neujahr sollte nicht Grund zu einer melodramatischen Predigt sein, sondern für eine Eloge über 365 neue Gelegenheiten zu Begegnungen und Entdeckungen. Neue Menschen - neue Orte - neue Ideen - neue Erlebnisse.

Als Kontrapunkt zum Beitrag von Frau Dr. Gudrun Niedereder-Pochlowitz noch folgendes (wohl nicht rein zufällig aus dem Französischen stammendes) Zitat:

Es gibt bereits alle guten Vorsätze, wir brauchen sie nur noch anzuwenden. (Diesem Satz ist nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Gehen wir an die Arbeit! Packen wir's an!)

Blaise Pascal


Bonne Année !