Posts mit dem Label Träume werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Träume werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Our Hopes and Expectations (Muse: Starlight)

Freitag. Er starrt verzaubert in seinen Terminkalender, die aktuelle Woche aufgeschlagen vor sich liegend. Der Termin ist nicht eingetragen, er ist aber in den Lauf der Zeit eingebrannt.
Er blickt auf den Wandkalender. Für Dezember natürlich ein winterlich wirkendes Motiv, Polarlicht über dem Nordkap. Viel stärker scheint ihm aber der wichtigste der einundreissig durchnummerierten Tage zu leuchten, das Zimmer in ein strahlendes Licht zu tauchen, ein direkt spürbares Licht, wie ein Strom kleiner glitzender Perlen.
Aber auch ohne Kalender, auch im Freien spürt er die Zeit die ihn vom fixierten Moment trennt, eine Erwartung in Millisekunden, eine Spannung die ansteigt, eine Sehnsucht die mit der Verkürzung der Wartezeit ins Unermessliche steigt.
Die Hände in den Jackentaschen vergraben schlendert er etwas ziellos durch das Stadtviertel. Obwohl er ein Ziel vor Augen hat. Fühlt sich an wie

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Es fährt ein Bus nach...

Montag vormittag im Bus der aus der östlichen Innenstadt Richtung Stadtmitte fährt. Eine Mischung aus Passagieren auf dem Weg zur Arbeit, frühen Einkäufern, späten Schülern. Die Fahrgäste starren vor sich hin, lehnen zusammengekauert am Fenster um sich noch ein paar Minuten Schlaf zu erobern, führen sich die neuesten Klingeltöne vor.
Plötzlich die Durchsage des Busfahrers: "Wie wäre es wenn wir woanders hin fahren ? Hamburg, Paris, Wien, Nizza..."
Teilweise ein langsames Kopfheben, Tuscheln, insgesamt aber keine merkliche Reaktion.
Der Busfahrer bremst, steht auf und ruft in den Bus: "Wer ist für Hamburg ? Wer ist für Paris ?". Zwei Schüler melden sich mit unterdrücktem Kichern, etliche Fahrgäste starren aus dem Fenster, manche schütteln den Kopf und schauen ihren Sitznachbarn vielsagend an. Ein Mann im Anzug ruft: "Fahren Sie endlich, ich habe einen Termin !"
Der Busfahrer dreht sich wieder um, setzt sich und startet den Bus. Ein Bus voller abgestumpfter Fahrgäste. Ein Bus ohne Hoffnung und Freude. Wohin soll er jetzt fahren ? Zur nächsten Haltestelle ? Oder soll er diesen verlorenen Menschen etwas gutes tun ? Er würde jetzt gerne nach Nizza.

Montag, Oktober 16, 2006

Jeder sucht den Ort seiner Träume

Der Ort seiner Träume. Jeder hat seinen eigenen denkt sich Walter Brimke, als er wie viele andere im morgendlichen Stau steht. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, Nebelschwaden ziehen durch die Stadt, es ist Herbst.
Die Plakatwand vor der Kreuzung. Palmen, blaues Meer, weißer Strand. Gibt es diese Orte überhaupt ? Wer hat sie schon jemals gesehen ? Sind sie nicht eine reine Erfindung der Touristikbranche ?
Er muß aber nur die Fahrer in den Autos um sich beobachten. Sie schauen in Richtung des Plakats, und ihre harte, enttäuschte Miene hellt sich auf, die morgendliche Verbitterung wird durch ein Leuchten unterbrochen, teilweise bricht sogar ein Lächeln hervor, ein träumerisches Gefühl streift den Gesichtsausdruck bis die Ampel grün wird und der Hintermann hektisch hupt.
Der Ort der Träume von Walter Brimke sieht ganz anders aus. Ein russisches Dorf mit schiefen Häusern. Überdimensionale Blumensträusse, freundliche Kühe, langgestreckte Liebespaare. Musikanten und Artisten. Ein Geiger im Baum, ein Mond. Der Hahn darf nicht fehlen. Und dies in einer ungewöhnlichen Farbenpracht.
Natürlich weiß er dass er nicht nach Wittebsk fahren sollte um diesen Ort zu suchen. Und auch nicht nach Saint Paul. Sondern hier bleiben. Und er wird dann gar nicht aussehen wie von Chagall gemalt. Sondern wie von Brimke gestaltet.
Eigentlich gar nicht so schwierig. Er müsste nur Zeit dafür haben. Die nächste Ampel zeigt Rot.