Montag, Juni 26, 2006

Bedrohte Tierarten (Teil 2): Der Eiskaffeebär

Nicht einmal vielen Tierfreunden ist dieser sympathische Pelzträger aus der Familie der Bären (ursidae) bekannt: Der Eiskaffeebär (ursus glacies) wird wegen seiner braunen Färbung oft mit Braunbären oder anderen Verwandten verwechselt. Diese Art hat aber viele Besonderheiten die ihn zu einem sehr interessanten Vertreter seiner Familie machen.
Das Verbreitungsgebiet des Eiskaffeebären ist Mittel-, Süd- und Osteuropa. Wie seine anderen europäischen Verwandten lebt er nur noch in wenigen Rückzugsgebieten und ist durch die weitere Ausbreitung des Tourismus und fortlaufenden Zersiedelung der Landschaft in seiner Existenz bedroht. Der Eiskaffeebär hält einen sehr langen Winterschlaf, der von November bis April andauert, und aus dem er nur alle vier Wochen zur Nahrungsaufnahme erwacht. Um für diese lange Ruhephase gerüstet zu sein muss sich dieses Tier einen sehr großen und kalorienreichen Nahrungsvorrat ansammeln sowie sich selber einen ausreichenden Winterspeck anfressen. Kurz vor Beginn des Winterschlafs torkeln die Eiskaffeebären wegen ihrer bis dahin erworbenen enormen Korperfülle und dem fast auf dem Boden schleifenden Bauch nur noch sehr unbeholfen voran. Um den hohen Kalorienbedarf decken zu können hat sich der Eiskaffebär auf Honig und Zuckerrüben spezialisiert. Durch den zunehmenden Kontakt mit den Menschen hat er auch Geschmack an Backwaren und insbesondere an Eis gefunden. In abseits gelegenen slowenischen Dörfern sind im Sommer von diesen Bären geplünderte Tiefkühltruhen an der Tagesordnung. Es wurde auch schon über das Eindringen von ganzen Bärenfanilien in Supermärkte und das komplette Verzerren sowie Abtransportieren der dortigen Eis- und Tiefkühltortenvorräte berichtet.
Ihren Namen haben diese geschmackssicheren Bären wegen einer anderen Vorliebe bekommen: Die Eiskaffeebären lieben auch Kaffee. Vom Kaffeegeruch angezogen versuchen sie mit großer Hingabe und Ausdauer die Quelle dieser Wohlgerüche zu erreichen. In den Verbreitungsgebieten der Eiskaffeebären wird daher eindringlich vor der Zubereitung von Kaffee in Zelten, Wohnmobilen und auch in Ferienwohnungen gewarnt. Nach langem Kaffeeentzug werden die Bären auch von Instant-Kaffee angelockt.
Da der Kaffee natürlich zu heiss für Bären ist haben sie eine spezielle Technik entwickelt: Sie bringen etwas von dem in tiefen Erdhöhlen gelagerten oder frisch beschafften Speiseeis mit und schütten den Kaffee auf das Eis, um dann das gut temperierte Gemisch zu verspeisen. Verschiedene Forscher sind der Meinung das der Eiskaffee von einem italienischen Gastronom erfunden wurde, der von den damals noch in den Apenninen vorkommenden Eiskaffeebären inspiriert worden ist.
Der Eiskaffeebär stellt somit eine wissenschaftlich sehr interessante Art dar, die sich auf faszinierende Weise von ihrem Geschmack und ihren Vorlieben leiten lässt. Er hat sich in seiner Wachphase gut dem veränderten Lebensraum angepasst, wegen der zunehmenden Störung in der Ruhephase ist sein Fortbestand allerdings fraglich.
Wer jemals eine schon gut genährte Bärenfamilie durch ein Eiskaffee hat torkeln sehen und gerade den putzigen kugelrunden Jungbären beim Verzehr des Eis zugeschaut hat, über das ihre Mutter die aus der Vorratskammer geholten Kaffebohnen streut, wird verstehen, dass die EU zum Schutz dieser Tierart eine grössere Summe bereitgestellt hat.

5 Kommentare:

Oles wirre Welt hat gesagt…

Gestern abend tapste ein Cappuccinochamäleon über meine Fensterbank und wollte mich glauben machen, es sei ein Stück Spinatpizza. :)

Lundi hat gesagt…

@ole: Ich hoffe Du hast nicht zugebissen ! Das Chamäleon hat das mit dem Tarnen wohl nicht so ganz verstanden...

kein einzelfall hat gesagt…

Sind die bedrohten Tierarten untereinander eigentlich befreundet? Was passiert, wenn (Teil 1), der Discokugelfisch, durchs Eismeer schnorchelt, und dabei auf (Teil 2), den Eiskaffeebären, trifft?

mq hat gesagt…

Gut, dass die Milchkaffeekuh vor dem Eiskaffeebär sicher ist, da er sich ausschließlich vegetarisch auf Koffeinbasis ernährt.

Lundi hat gesagt…

@einzelfall: Ich denke ein gemeinsames Schicksal verbindet. Im Eismeer ist aber eher der Kaffeeeisbär anzutreffen.
@quint: Da hatte ich über die Herkunft von Milchkaffee bisher wirklich falsche Vorstellungen !