Dienstag, Mai 30, 2006

Der Chronist von Fürstenzell

Der Chronist schob den nun leeren Teller zur Seite, schlug das große, in Schweinsleder gebundene Buch auf und zückte seinen Füller. Das Pärchen am Nebentisch des Cafés musterte ihn unverhohlen. Das war er gewohnt. Er hatte sich bewußt gegen einen Laptop und für die traditionelle Ausrüstung entschieden.

Montag 29.05.06
Im Café Gantheimer gibt es wieder Linzer Torte. Heute ist sie besonders gut gelungen. Nicht dass sie sonst nicht schon hervorragend wäre. Aber heute ist sie ein Traum. Die perfekte Kreation. Womit hier festzuhalten bleibt: Die beste Linzer Torte der Weltgeschichte habe ich gerade gegessen.


Der Chronist blickt aus dem Fenster. Er beobachtet.

Heute kommt der Postbote sehr früh vorbei. Er strahlt über das ganze Gesicht.

Am Nachmittag wird er noch die Tischkarten für eine Hochzeit schreiben. Kalligraphie war seine zweite Leidenschaft, und diese brachte ihm auch noch das nötige Geld für Linzer Torte und andere Annehmlichkeiten.

Fluffi rennt den Bürgersteig entlang und zieht seine Leine hinter sich her. Seine zwei kleinen Besitzer laufen johlend hinterher.

Agnes stellt ihm unaufgefordert einen neuen Milchkaffee hin. Er strahlt sie an: "Heute lohnt es sich wieder besonder zu leben".


Der Chronist hätte auch seinen Platz im wunderbaren Dokumentarfilm "Gernstls Reisen - Auf der Suche nach dem Glück" verdient gehabt.

3 Kommentare:

samoafex hat gesagt…

Klingt nach einem tollen Beruf.

Oles wirre Welt hat gesagt…

Die Zeit des Chronisten wendet sich schon während seiner sehr feinen Beschreibung. :)

kein einzelfall hat gesagt…

Pures Naschwerk!!