Dienstag, Mai 09, 2006

Der Sturz ins Nirvana

So sieht also das große Nichts aus denkt sich der Wassertropfen und klammert sich am Rand des Wasserhahns fest. Gerade ist er erst geboren worden, und schon wird er mit dem Absoluten konfrontiert. Ganz unten ist eine glatte spiegelnde Oberfläche zu sehen, gleißendes Licht zeigt rundherum eine dezent graue Welt. Bei angestrengtem Starren glaubt der Tropfen ein weißes gekreuztes Linienmuster zu erkennen - ist das Ende der Welt eine in graue Rechtecke unterteilte Fläche ?
Er spürt seine Kräfte schwinden, und egal ob die Spezialisten das Adhesion, Oberflächenspannung oder anders nennen würden, er weiß dass er sich nicht mehr lange halten kann, und sein noch ganz junges Leben nach einem kurzen wachen Augenblick wieder zuende gehen wird. Da unten wartet das Nirvana auf ihn, das Auflösen in der Gesamtheit, das Einswerden mit den anderen vormaligen Wassertropfen, die den selben Weg genommen haben wie er. Er saugt nochmal alle Eindrücke dieser fremden Umgebung in sich auf und lässt los.

4 Kommentare:

kein einzelfall hat gesagt…

Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund ...

Lundi hat gesagt…

Ts ts ts, machen Sie sich da etwa über den armen Tropf lustig ? Der würde so gerne fliegen statt nur zu fallen.

kein einzelfall hat gesagt…

Aber nein. Fallen ist doch nur Fliegen in die andere Richtung, und die wunderbare Welt der Schwerkraft sollte Reiz genug sein, sich nicht an starre Hähne zu klammern. Ich beneide den Kleinen. Tune in, drop out ;)

Pe Pe hat gesagt…

Der kleine Tropfen hat den Übergang in ein anderes - hoffentlich besseres - Leben geschafft.
Auch mal loslassen können, sich fallen lassen. Das bringt Veränderung.