Mittwoch, August 16, 2006

Die Dresdner Puppen

Der Puppenspieler ist fast immer in der Fußgängerzone von Dresden anzutreffen. Er stellt morgens seine kleine Pappbühne an den Rand der zu erwartenden Passantenströme und beginnt zu spielen.
Leute bleiben stehen, schauen zu, und gehen meistens bald wieder weiter, weil sie das Geschehen langweilt. Wenn da zum Beispiel ein Paar auf der Bühne eine langwierige Diskussion über die Bedeutung des Künstlerehepaars Björk und Matthew Barney führt. Einige wenige bleiben aber gefesselt stehen und merken erst viel später wieviel Zeit vegangen ist. Und werden schließlich zu Stammgästen wenn sie feststellen dass sich da ja zwei Leben vor ihren Augen abspielen. Dass immer das selbe Paar auf der Bühne steht, offensichtlich aus kulturell interessierten und gebildeten Kreisen, ohne Geldsorgen oder Pflichten. Das Themen nach Wochen wiederauftauchen und weiter diskutiert werden.
Für ein besonderes Erlebnis warten die treuen Fans gerne Stunden: Wenn Amanda - so der Name der weiblichen Figur - anfängt zu singen während Brian - die männliche Figur - dazu den Takt schlägt.
Irgendwann nach Ladenschluss packt der ziemlich heruntergekommen aussehende Puppenspieler zusammen und zieht sein Wägelchen Richtung Heilsarmee, wo er seit Jahren ein Bett im Männer-Schlafraum belegt hat. Er denkt über sein eigenes Leben nicht mehr nach. Denn tagsüber lebt er immer zwei großartige.

Mein aktueller CD-Tipp: The Dresden Dolls - Yes, Viginia...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und das ist auch wirklich nur in Dresden möglich!