Donnerstag, August 24, 2006

Die EU-Wohlfühlminister warnen: Mithören schadet der Entspannung

"Und iss etwas vernünftiges. Und Du weißt: Immer genug trinken."
Herr Streibelmeier ist genervt. Er hat einen anstrengenden Tag hinter sich, ein Besuch in der Firmenzentrale. Jetzt, auf der Heimfahrt mit dem ICE, wollte er sich entspannen, träumen, lesen. Und nun telefoniert die Frau neben ihm so penetrant.
"Laß Dich doch nicht immer so von Leo ärgern. Ignorier ihn."
Muß man seine Kinder vom Großraumwagen aus erziehen ?
"Und Geduld. Um 22 Uhr kommt die Kathie vorbei und geht mit Dir spazieren."
Was ist denn das für eine Erziehung ?
"Nein, natürlich streichle ich niemand anderen !"
"Entschuldigen Sie" mischte sich nun Herr Streibelmeier gereizt ein, "aber können Sie Ihre bizarre Kindererziehung bitte woanders abhalten ? Sonst muß ich mich wirklich noch einmischen."
"Was erlauben Sie sich" erwidert die Mitreisende.
"Ein Kind um 22 Uhr auf die Straße zu schicken. Ich werde das dem Jugendamt melden" kommt Herr Streibelmeier in Fahrt.
"Dem Jugendamt ? Darcy, ich muß aufhören, mein Sitznachbar..." Die Frau packt das Handy in die Handtasche und schaut ihrem Nachbarn tief in die Augen. "Sie denken ich telefoniere mit meinem Kind ?" Sie lacht hell auf. "Gestatten Sie, Vanderhof. Ich telefoniere mit meinem Hund."
"Angenehm, Streibelmeier. Äh - was ?" Herr Streibelmeier vergißt kurz seine guten Manieren als er realisiert was seine Mitreisende Professor Mechthild Vanderhof, Spezialistin für Zoologopädie gesagt hat.
"Ich sagte ich telefoniere nur mit meinem Hund."
"Ach, es beruhigt ihn Ihre Stimme zu hören."
"Nein, ich telefoniere mit ihm."
"Sie behaupten der Hund versteht Sie ?"
"Das weiß doch jeder Hundebesitzer daß sein Hund ihn versteht. Meiner antwortet auch. Das ist mein Forschungsprojekt. Hunden das sprechen beizubringen."
Her Streibelmeyer fängt an zu lachen. Diese Heimfahrt verspricht doch nett und entspannend zu werden. Seine Nachbarin ist viel sympathischer als er am Anfang gedacht hat.
Und auch Professor Vanderhof freut sich. Sie beschäftigt sich zwar mit der Entschlüsselung der Sprache von Tieren, aber natürlich können Hunde nicht die humanoider Sprache benutzen. Aber mit ihrem Handytrick gelingt es ihr immer wieder auf langweiligen Bahnfahrten Mitfahrer aus der Reserve zu locken.

2 Kommentare:

kein einzelfall hat gesagt…

Nicht nur den Handy-Trick beherrscht Heidi Findeis, die sich auf ICE-Fahrten Mechthild Vanderhoff nennt ...

Lundi hat gesagt…

@Madame: Dann ist Frau Vanderhoff viel weiter als ich es geahnt habe ! Mit den Tieren nicht telefonieren sondern telepathisch kommunizieren ist viel praktischer.
@mkh: Ja, die Forpfungen von Frau Vanderhoff sind da nur ein Anfang. URMEL ist ein wunderpföner Klassiker.