Montag, August 14, 2006

Es war einmal Charlene

Die Prinzessin sitzt auf dem gemauerten Rand des Brunnens im Burghof und kämmt ihr güldenes Haar mir einem Perlmuttkamm. Eine Szene wie in einem Märchen, aber schließlich handelt es sich auch um ein Märchen. Und wie in vielen Märchen ist der Ort nur als die Burg bekannt, obwohl er den schönen Namen Falkenzell besitzt, und auch die Prinzessin hat einen Namen: Charlene. Sie mag ihn überhaupt nicht und ist daher froh nur Prinzessin genannt zu werden.
Charlene hadert mir ihrem Schicksal. Sie ist zur Passivität verdammt, soll warten bis ein Frosch oder Prinz auftaucht, sie von einem Drachen oder Vogel geraubt wird, Probleme mit ihren Eltern oder Schwierigkeiten mit Feen oder Hexen bekommt. Jetzt sitzt sie in dem altmodischen und unpraktischen aber wunderschön anzusehenden blaßblauen Kleid in seit ihrer Kindheit geübten Prinzessinenpose da - und das soll ihr genügen ?
Mit dem Abitur in der Tasche ist sie bereit für die große Welt, sie will Modedesign studieren. Und da gibt es noch ihren Prinzen, der in die ferne Hafenstadt Hamburg ziehen wird, und von dem sie ihren Eltern noch nicht erzählt hat. Denn er ist zwar ihr Prinz, aber nicht adlig.
"Was sitzt Du da so traurig ?" säuselt eine Stimme.
Charlene zuckt zusammen. Mit den ganzen verzauberten Tieren und Dingen weiss man nie ob man wirklich alleine ist. Neben ihr auf dem Rand des Brunnen sitzt ein Siebenschläfer und schaut sie mitfühlend an.
"Ich will nicht mein Leben lang Märchenprinzessin sein. Ich will studieren, und zwar in Hamburg wo auch mein Freund sein Studium beginnen wird. Aber meine Eltern lassen dass nie zu. Und in Märchen kann man nicht ungestraft gegen seine Eltern rebellieren !"
Der Siebenschläfer strahlt sie an: "Nichts leichter als das ! Es kommt immer nur auf die Verpackung an. Ich schlage folgendes vor..."
Und nach dem Abendessen bekommt Charlene die begeisterte Erlaubnis von ihren Eltern sich in der Hafenstadt in das höfische Leben zu mischen, um dort eine größere Auswahl an Prinzen aus allen Herren Ländern zu haben. Und ihr Vorschlag sich nebenbei selber etwas um ihre Kleidung zu kümmern, vielleicht auch mal selber ein Kleid zu nähen begeistert ihre Mutter, die sich immer Sorgen um ihre Tochter gemacht hat, weil diese immer darauf bestanden hat in Hosen zur Schule zu gehen.

1 Kommentar:

mq hat gesagt…

Es muss also nicht immer zwingend ein Frosch sein.