Dienstag, April 18, 2006

Ich bin zurückgekommen um umzuverteilen

Rudi Oberberger, genannt der Lustige Rudi, wachte von einem klappernden Geräusch auf, als würde jemand durch die Gänge reiten. Er hielt die Augen geschlossen und versuchte sich zu erinnern wo er war. Wien ? Nein, das war vorgestern gewesen. Ach ja, Köln. Heute war die Generalprobe für eine Volksmusiksendung in der er auf Drängen seines Managements auftrat. Wieder endlose Stunden inmitten der nervenden Kollegen, die ihm verhasste dröhnende Musik.
Seine Eltern hatten Recht gehabt: Bub, lerne einen vernünftigen Beruf. Zwar konnte er sehr gut von der Musik leben, aber er konnte Volksmusik nicht ausstehen, es kostete ihn viel Kraft immer den lustigen unbeschwerten Musiker vom Land zu spielen. Wie gerne wäre er Schreiner wie sein Vater, würde mit Freude Möbel gestalten und herstellen. Oder ein Bürojob in der Gemeindeverwaltung. Alles besser als dieses verlogene Leben. Als Kind hatte er davon geträumt wie Robin Hood für Gerechtigkeit zu sorgen, als Jugendlicher hatte er sich in verschiedenen Bürgerinitiativen engagiert und wollte einen sozialen Beruf ergreifen. Aber da lockte das schnelle und einfache Geld als Volksmusiker, als gutaussehender Frauenschwarm.
Das Klappern war immer näher gekommen, und jetzt hörte er es auch Schnauben. Hatte er vergessen den Fernseher abzuschalten ? Er öffnete die Augen, da klopfte es laut an der Tür. "Los geht es, es gibt viel zu tun !" Rudi Oberberger stand auf, öffnete die Tür und erstarrte. Im Gang stand ein Mann, der wie Errol Flynn aussah, und hielt die Zügel von zwei gesattelten Pferden in der Hand. Und da fiel ihm die Kleidung auf: Das war doch Robin Hood ! "Zieh Dich schnell an, und komm mit ! Ich bin zurückgekommen um umzuverteilen !". Rudi Oberberger brauchte nur wenige Sekunden, dann war ihm klar: Den lustigen Rudi gab es nicht mehr ! Er schließt sich Robin Hood an.
Wenig später ritt er hinter Robin Hood aus der Lobby des Maritim Hotels auf die Straße, von ungläubigen Blicken gefolgt.

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