Montag, April 10, 2006

Ein Ferrari für das Prestige

Die alte Eiche an der scharfen Kurve der Landstrasse kurz vor der Schweizer Grenze hatte es satt. Regelmäßig zerschellten an ihr Samstag nachts aufgemotzte Autos - bei genauer Betrachtung waren es aber fast nur Kleinwagen. Tiefergelegte Corsas mit getönten Scheiben, Golfs mit kofferraumfüllenden Anlagen, Puntos mit riesigen Auspufftöpfen. Aber nichts von dem sie erzählen könnte, mit dem sie Eindruck bei der Kastanie auf dem nächsten Dorfplatz oder der Tanne hinter der Kuppe erwecken könnte. Und erst recht nicht bei der Plantane an der Schweizer Uferpromenade.
Als sie dann diesen typischen Klang aus der Ferne erschallen hörte schlug ihr Herz sofort höher: Ein Ferrari am Sonntag nachmittag ! Sicherlich ein Unternehmer oder ein Arzt mit schwarzem Geldkoffer auf dem Beifahrersitz, der den kleinen, meistens unbewachten Grenzübergang in die Schweiz ansteuert. Der Wohlklang kam immer näher, sie konnte etwas rotes über den benachbarten Hügel flitzen sehen. "Eins, zwei, drei" zählte die Eiche leise und trat mit einem großen Schritt mitten auf die Fahrbahn.

3 Kommentare:

undundund hat gesagt…

da hätte der ferrari vorher besser mal die schildkröte befragt.

kein einzelfall hat gesagt…

Hätte die mutige Eiche vorher besser mal die Schildkröte befragt, dann wüsste sie, dass sich Michael S. aus Deutschland näherte, dem der Weg in die Schweiz nur allzu gut bekannt war, und der wild entschlossen immer eine Kettensäge mit sich führte, um allfällige Hindernisse auf der Fahrbahn aus dem Weg zu räumen.
Alas, poor oak.

Lundi hat gesagt…

@undundund: Ich glaube die Schildkröte kann in so manchen Fällen helfen !
@Madame: Ich sollte sie zur Co-Autorin machen !
@m.a.: Kicher.