Mittwoch, Oktober 25, 2006

Wer schenkt uns den Morgenhimmel

An diesem Morgen erwachte Kiriakos Loupetis in besonders guter Stimmung. Er wußte sogleich, heute nacht hat er ein besonders eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen, vergänglich wie alle anderen Kreationen seines Œuvres. Im Moment war aber noch nichts davon zu sehen. Er frühstückte mit seiner Frau die nichts von seinen schlafend vollbrachten Meisterleistungen ahnte, und machte sich auf den Weg in die Arbeit.
Als eine halbe Stunde später langsam die Sonne aufging bestätigte ihn der Blick aus dem Fenster. Die mit weichem Schwung auf die Himmelsleinwand gemalten Wolken leuchteten hellrot im frühen Morgenlicht. Eine Mischung aus Wellen, Watte, Schaum und geometrischen Verwerfungen. Und natürlich kein starres Gemälde, sondern alles in Bewegung, in stetiger Änderung.
Während er sich einen Kaffee vom Automaten holte dachte er darüber nach dass heute sicher wieder viele Leute bewundernd auf den Himmel schauen werden. Und auf so verrückte Dinge kommen wie dass dies ein meteorologisches, physikalisches Phänomen sei. Dabei liegt es auf der Hand sagte er sich, dass dies nur von Göttern geschaffen werden kann. Und in dieser künstlerisch herausragenden Gestaltung nur von griechischen Göttern. Auch wenn diese nicht mehr alle im Olymp zusammengepfercht wohnen sondern über die ganze Welt verteilt sind.
In seiner Rolle als Gestalter des Morgenhimmels fühlte er sich richtig wohl. Aber er hätte nur mal gerne andere Götter kennengelernt. Georgius Tsiliakas, den freundlichen Mann hinter der Theke des Tabak- und Zeitschriftenkiosks hatte er schon länger in Verdacht. Vielleicht sollte er ihn einfach mal auf einen Kaffee einladen.
Zufrieden kehrte er an seinen Schreibtisch zurück. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen dass man anderen Menschen eine Freude macht, ihren Morgen verzaubert, ohne irgendetwas dafür zu erwarten.

1 Kommentar:

mq hat gesagt…

Achtung Durchsage: Herr Loupetis möge sich bitte umgehend um den Himmel über Frankfurt kümmern.