Freitag, November 03, 2006

Die Arie des Alexandro

Der Vogelfänger geht durch die Innenstadt. Nein so nüchtern kann das nicht beschrieben werden. Er macht einen Sprung hier, ein paar Trippelschritte hier, tänzelt um die verblüfften Einkäufer herum.
Er bewegt sich zu einer Melodie die nur er hört. Alexandro hat aber kein Federkleid an, und denkt auch nicht an ein Lied von Mozart. Ihm geht ein Stück von den Hidden Cameras durch den Kopf, außerdem trägt er ein extravagantes Ensemble von Gautier.
In einer Großstadt Vögel fangen zu wollen ist kein motivierendes Unterfangen. Ohne jegliche Mühe könnte er ganze Taubenschwärme einsperren, aber an diesen hässlichen Tieren hat er kein Interesse. Auch Spatzen sind nicht besonders interessant. Ab und zu ist eine Blaumeise oder eine Elster zu entdecken, alles aber keine Herausforderung.
Er ist aus einem besonderen Grund in der Stadt: Weil er über ein neues Leben nachdenkt. Und weil er im Wald auf der Suche nach Mädchen nicht sehr erfolgreich ist. Ab und zu rauscht eine Mountainbikerin vorbei - Alexandro kann sich manchmal nur durch einen Sprung retten. Keuchende Joggerinnen sind auch noch anzutreffen, aber Prinzessinnen hat er noch nie gesehen.
"Es ist halt nicht mehr so einfach wie bei meinem berühmten Vorfahren" denkt sich Alexandro, "Leben in einer abgeschlossenen Gegend, Stammkunden die das Auskommen sichern. Die neuen Abenteuer warten in der Stadt. Aber mit Optimismus kann man immer noch alles erreichen."
Alexandro hat das Café erreicht in dem er über den Winter als Bedienung arbeiten wird. Er mustert die Gäste. Auch wenn er den traditionellen Beruf erstmal nicht weiter ausübt, sein Vorfahre wäre mit dieser Wahl sicher einverstanden.

2 Kommentare:

mq hat gesagt…

Vielleicht trifft er in dem Café Alexandra, die Rattenfängerin.

kein einzelfall hat gesagt…

Er könnte über einen Künstlernamen nachdenken, Papageno vielleicht.
Dann klappt's zumindest schon mal in den Lyrics mit dem Mädchen oder Weibchen.