Freitag, November 24, 2006

Für meine Muse

Der Redakteur ist verzweifelt. Für die morgige Zeitung muss er unbedingt noch eine Glosse schreiben. Und die Leser erwarten das von ihm. Freitag ist der Wahlsteiner-Tag. Leserbriete haben ihm bestätigt dass manche Fans am Freitagmorgen als allererstes seine Glosse lesen, während sie am Frühstückstisch sitzen.
Keine Idee, keine Idee. Die Fahrgäste in der S-Bahn haben geschwiegen, geträumt oder gelesen. Und hier ihm Cafe bekommt Herr Wahlsteiner auch keine Ideen dargeboten.
Vielleicht sollte er einen Cocktail bestellen ? Erstmal einen Espresso mit Bananenlikör.
Ist die geschlossene Eingangstüre schuld ? Steht seine Muse vor dem Cafe und kann nicht herein ? Friert sie vielleicht ?
Er stürzt den Espresso herunter, zahlt und verlässt fluchtartig das Lokal. Draussen ruft Herr Wahlsteiner "Hier bin ich, komm zu mir !". Er ist kurz davor auf die Knie zu fallen, hält dann aber inne. Sitzt seine Muse vielleicht auf dem Denkmal und amüsiert sich über ihn ? Will sie sehen wie weit er in seiner Verzweiflung geht ?
Er klettert den Sockel hoch und setzt sich zu Füßen des marmornen Pferdes, das stolz einen König trägt. Und da weiß Herr Wahlsteiner plötzlich: Er wird eine Glosse über fehlende Inspiration schreiben.
Er lächelt und flüstert "danke, meine Liebe."

2 Kommentare:

samoafex hat gesagt…

Ich mag die Geschichten hier, immer wieder.

Lundi hat gesagt…

@mkh: Ich habe die Mail erhalten, werde auch in Kürze antworten...

@samoafex: Und ich freue mich immer wieder über die Kommentare der Stammleser