Montag, September 18, 2006

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Bettina hatte seit einer Woche wieder Spaß an der Arbeit. Die Kunden die morgens früh mit versteinerter Miene die Bäckerei betraten, mit möglichst wenigen Worten bestellten, sie beeinträchtigten ihre Stimmung nicht mehr. Auch das Aufstöhnen wenn Bettina in den Augen ihrer furchtbar wichtigen Kunden etwas zu lange zum Einpacken brauchte, oder wenn sie etwa nach Kleingeld zu fragen wagte wenn mal wieder eine gockelhaft ausstaffierter Büromensch eine Butterbrezel mit einem 50 Euro-Schein bezahlen wollte.
Nachmittags hatte ihr der Beruf schon immer Spaß gemacht. Wenn sie die Kunden beraten konnte, auf ihren Geschmack eingehen.
Als vor zwei Wochen ein Kunde mehrere Stücke Mohnkuchen verlangte, und dann ratlos vor den Angebot aus Mohntorte, Mohnstriezel, Mohnkuchen gedeckt und Mohnkuchen mit Apfel stand, hat sie mit zielgerichteten Fragen und kluger Analyse festgestellt für welchen der vier Gäste des Kunden welches Mohngebäck am besten geeignet war.
Zwei Tage später hat sie der Kunde zu einem Vorstellungsgespräch geladen, da ihre Analyse auf seine Geschäftspartner voll zugetroffen hatte und er dieses Wissen für einen erfolgreichen Geschäftsabschluß hatte ausnutzen können. Und nun hat sie einen Vertrag auf ihrem Küchentisch liegen, und wird in der kleinen Unternehmensberatung in der Personalberatung tätig sein.
Jetzt freut Bettina sich jeden Morgen über den Gedanken ein paar dieser sich überwichtig nehmenden Kunden eines Tages in ganz anderer Funktion gegenüber zu sitzen.
Nur die nachmittäglichen Stammkunden werden sie sehnlichst vermissen.

Für D. und U. - ich drücke die Daumen !

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